Gelsenkirchen. Der Bundestagskandidat der Gelsenkirchener CDU wurde beim Kreisparteitag am Samstag mit 98 Prozent zum Nachfolger von Guido Tann gewählt. Wittkes Antrittsrede war gewürzt mit Eigenlob und Tadel.

Blumen und ein „westfälisches Flachgeschenk“ (Zweitbuch-Gutschein) für den alten, 98 Prozent Zustimmung für den neuen CDU-Kreisparteivorsitzenden: Die Weichen für den Wechsel an der Spitze hatte die Union bereits im Vorfeld gestellt – beim Kreisparteitag am Samstag wurde Oliver Wittke denn auch erwartungsgemäß zum Nachfolger von Guido Tann gewählt.

Der hatte seinen Hut aus persönlichen Gründen aus dem Ring genommen. „Ich kann nicht mehreren Herren dienen“, erklärte Tann in der Aula der Gesamtschule Berger Feld noch einmal persönlich, dass ihm seine Arbeit nicht die notwendige Zeit für Parteiarbeit lasse.

Leuchtturmprojekt Ikea

Seine Bilanz der zurückliegenden zwei Jahre: „Wir haben die Talsohle durchschritten. Die CDU Gelsenkirchen hat wieder Fahrt aufgenommen. Tann kündigte an, man werde am „Leuchtturmprojekt Ikea“ auf einem „Filetstück“ an der A 42 festhalten. An die Adresse von Oberbürgermeister Frank Baranowski und die Verwaltung gerichtet mutmaßte er: „Es sieht fast so aus, als wolle man hier den Zug vorbei fahren lassen.“ Zur aktuellen Schulpolitik meinte er mit Blick auf die Gerhart-Hauptmann-Realschule, funktionierende Standorte solle man nicht aus ideologischen Gründen kaputt machen.

Zwischen Eigenlob und Tadel bewegte sich Oliver Wittke in seiner Antrittsrede – vor Bekanntgabe seines Wahlergebnisses. Eigenlob – natürlich – was unter anderem „die solide Finanzpolitik“ der Bundesregierung angeht. Oppositionelle Schelte teilte Wittke zuhauf an Landesregierung und Gelsenkirchener Mehrheitsfraktion samt OB aus. „Ich habe den Eindruck, dass sich so langsam wieder roter Mehltau über Gelsenkirchen legt“, meinte er etwa im Zusammenhang mit seiner Kritik an der, wie er sagte Untätigkeit. „Wo sind denn seit 2004 Folgeprojekte angestoßen worden?“ Sollte heißen: Projekte im Anschluss an die von der CDU auf den Weg gebrachten.

Gelsenkirchen braucht Lobbyisten

Was die andauernd hohe Langzeitarbeitslosigkeit in Gelsenkirchen angeht, gab Wittke am Samstag ein erstes Versprechen für die Zeit nach dem 22. September ab, in der er Bundestagsabgeordneter sein will. „Ich werde als erste Amtshandlung in Berlin den Gelsenkirchener Appell thematisieren. Gelsenkirchen braucht Lobbyisten.“

Die Ankündigung dürfte besonders dem sozialpolitischen Sprecher der CDU, Wolfgang Heinberg, einem der Väter des Appells, gefallen haben. Der am Rande des Parteitags auf die Frage, ob er OB-Kandidat der CDU werde, mit einem Lächeln antwortete. Was man so oder so interpretieren kann.

Der neue Vorstand auf einen Blick

Zu den drei Stellvertretern Oliver Wittkes wurden Samstag Sascha Kurth, Christina Totzeck und Andreas Est gewählt. Die bisherige Vize-Vorsitzende Birgit Lucht hat den Sprung ins Trio verpasst. Schatzmeister bleibt Werner Wöll.

Den Vorstand komplettieren die Beisitzer Julia Spira, Wolfgang Heinberg, Alfred Brosch, Stephanie Klein, Guido Tann, Frank-Norbert Oehlert, Christian Beckmann, Annelie Hensel, Birgit Lucht, Rainer Heisterkamp. Letzterer rutschte nach einer Stichwahl in die Riege auf.