Gelsenkirchen. . Oliver Wittke im Dauerstress. Analysieren, Wunden lecken, gleichzeitig perspektivisch denken. Immerhin ist der CDU-Generalsekretär aus dem Revier wieder im Landtag. Und formuliert seine Lage nach der Wahl mit freundlicher Floskel: „Es hat schon schönere Tage gegeben.“ Seine Partei müsse sich nun wieder auf das Kerngeschäft konzentrieren.

Vor der Landtagswahl ein Hans Dampf in allen Gassen, nach dem Desaster schwieriger zu kriegen als eine Audienz beim Papst...

Und dazwischen eine lange Nacht der „Trauerarbeit“ mit den CDU-Parteifreunden in Gelsenkirchen: Oliver Wittke im Dauerstress. Analysieren, Wunden lecken, gleichzeitig perspektivisch denken: Wer macht’s nach Norbert Röttgen? Nun, immerhin ist dessen Generalsekretär aus dem Revier wieder im Landtag. Und formuliert seine Lage nach der Wahl mit freundlicher Floskel: „Es hat schon schönere Tage gegeben.“ Wohl wahr.

Personelle und inhaltliche Konsequenzen

Denn für die Union gesellen sich zur Wählerklatsche – gerade mal 26,3 Prozent – sowohl personelle wie inhaltliche Konsequenzen. Ein entscheidendes Fragezeichen ließ Wittke auch am Dienstag noch stehen: Ob er Generalsekretär bleiben will, wenn ihn der neue Landesvorsitzende, wer das auch sein mag, dazu dem Parteitag vorschlagen sollte. Wenn ... Aber da ist ja auch der Blick zurück auf einen abgedankten Spitzenkandidaten, den kein Blatt Papier von seinem Generalsekretär trennen konnte.

Ein Spitzenkandidat, der bis zur Wahl keine klare Aussage über seine Zukunft im Landtag im Falle einer Niederlage machen wollte. „Dass ich ein exzellentes Verhältnis zu Norbert Röttgen hatte und noch habe, ist bekannt“, sagte der 45-jährige Politprofi im Gespräch mit der WAZ. Um an anderer Stelle zu betonen: „Als ich für das Amt des Oberbürgermeisters kandidiert habe, habe ich keine Sekunde darüber nachgedacht, was ich hinterher mache.“ Er wollte gewinnen. „Da muss man für brennen!“ Das scheint Oliver Wittke dann doch von einem Norbert Röttgen zu unterscheiden.

Sich neuen Strömungen widmen

„Was wir als Fehler erkannt haben, müssen wir jetzt aufarbeiten“, kündigt der Unionspolitiker an. „Da war einiges.“ Und zitierte eine Umfrage, wonach viele CDU-Wähler ihrer Partei diesmal nicht die Treue erwiesen haben, weil sie mit der Wirtschaftspolitik der Union nicht einverstanden sind. Was den Parteisoldat aus Gelsenkirchen kämpferisch stimmt. „Wir müssen wieder zu unserem Kerngeschäft zurück.“ Zur Wirtschafts- und Industriepolitik, zu Mittelstand, Landwirtschaft und zu Familien. Außerdem müsse man sich neuen Strömungen widmen.

Womit die Piraten auf dem Themenschirm wären. „Ich glaube, es gibt zwei Gruppen von Piraten-Wählern. Die Gruppe, für die Internet und soziale Netzwerke wichtig sind und die Gruppe der Protestwähler“, sagte Wittke. Für den Christdemokraten gilt daher: Die Partei modernisieren und Strategien entwickeln, um die eigenen Protestwähler mit Inhalten und Argumenten zurück zu gewinnen.

Mit Erschrecken habe er die Ergebnisse aus den Gelsenkirchener Wahlbezirken zur Kenntnis genommen, gestand Wittke. Wahrscheinlich, darf getrost vermutet werden, auch sein persönliches: Gelsenkirchens Ex-OB landete mit 22,7 Prozent noch unter dem historischen CDU-Landestief.