Gelsenkirchen. Das Projekt „Re:invent Europe“ machte Halt am Ricarda-Huch-Gymnasium. Auch Grilloschüler waren an der Debatte über EU, Politik und Wahlen beteiligt.
In der Aula des Ricarda-Huch-Gymnasiums in Bulmke-Hüllen gingen am Dienstag Mittag Bildung und Entertainment Hand in Hand. „Welcome to the show“, begrüßte Moderator Jan-Christian Zeller – bekannt vom Radiosender 1Live – die Q1-Schüler, die auch vom Grillogymnasium in die Schultestraße gekommen waren. Das Projekt „Re:invent Europe“ stand auf dem Stundenplan. Mittelpunkt der umfangreichen Veranstaltung: Die Debatte „Digitale Gesellschaft – Können wir uns über das Internet in Europa beteiligen?“
Drei Schüler hatten sich für die „Günter Jauch-mäßige Talkshow“ (Zeller) gemeldet: Jana (19), Harun (17) und Pascal (17). Sie äußerten sich auf dem Podium zu Themen wie Jugendarbeitslosigkeit, Wahlbeteiligung, Politikverdrossenheit, EU-Beitrittsländer, Bildungspolitik, Rettungsschirme und Mitbestimmung via Mausklick. „Die Parteien müssen erstmal aufhören, in ihren Wahlprogrammen zu lügen“, formulierte Pascal drastisch, als in Sachen Politikverdrossenheit die traditionelle Wahl der denkbaren Alternative Online-Abstimmung gegenübergestellt wurde. Dafür bekam Pascal Zustimmung in Form von tosendem Applaus.
„Die Informationen sind da, man muss sie nur abholen.“
Auch an anderen Stellen der Debatte offenbarten sich die rund 300 Schüler. „Wer von Euch liest Zeitung?“, wollte Diskussionsleiter Maximilian B. Kiehn vom Europäischen Jugendparlament in Deutschland wissen? Keine 20 Arme gingen in die Luft, begleitet von einem lauten „Haha!“. Über ihr Handy informieren sich nur unwesentlich mehr Schüler über das aktuelle Tagesgeschehen. Bleibt noch die Möglichkeit der Nachrichten-Lektüre am heimischen Computer – danach wurde jedoch nicht gefragt.
Auch die Schüler vor der Bühne beteiligten sich mit Fragen und Statements an der Debatte Internet und Europapolitik. „Es ist nicht so gedacht, dass Ihr Euch zurücklehnt und abchillt“, hatte Zeller vorab geklärt. „Ich weiß zum Beispiel gar nicht, wie viele Parteien es überhaupt gibt“, meldete sich ein Schüler. Er höre immer nur dann von Politikern, wenn es Skandale um sie gebe. Ein Stück weit gab ihm Harun aus dem Podium Recht, sagte aber auch: „Du bist auch selber Schuld. Du kannst dich informieren.“ – Wasser auf die Mühlen von Mayte Peters vom Alexander-von-Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft, die als Expertin fungierte: „Die Informationen sind da, man muss sie nur abholen.“
Das Projekt zur Europa-Bildung ist eine Initiative der Stiftung Mercator und wird durchgeführt vom Zeitbild Verlag.