Gelsenkirchen. Trotz Star Wars und Lotti Karotti– im Familienkreis bleiben viele bei Bewährtem wie Tabu oder Monopoly. Spiele im Freien sind Kindern oft fremd.

Dass Kinder ungehindert spielen dürfen, ist offensichtlich nicht jedem klar. Denn der internationale Weltspieltag erinnert jedes Jahr an das Recht auf Spiel. Auch in Gelsenkirchen beteiligten sich unter anderen die KiTas der Augustinus-Gemeinde an diesem Tag und spielten Dienstag vor dem Musiktheater im Revier. Da wurde der Kennedyplatz zum kunterbunten Einsatzort für Schwungtücher und Straßenmalkreide, Riesenseifenblasen und Springseile.

Doch wie und was spielen Kinder heute eigentlich?

Kaum Freiraum zum Spielen

Ungebremst toben auf Straßen oder Freiflächen können Kinder in der Innenstadt eigentlich kaum noch. Das sieht auch Ingrid Raddatz, Leiterin des Familienzentrums Heilige Familie, so. In den vielen Jahren als Erzieherin hat sie eine Veränderung des Spielens bei Kindern erlebt. „Es gibt nicht mehr viele Familien, die die Zeit und den Platz haben, jeden Tag mit ihrem Kind zu spielen. Wohnungen mit Garten sind rar und wenn die Eltern voll berufstätig sind, bleibt abends wenig Zeit fürs Spielen.“ Gesellschaftsspiele oder Spiele im Freien kennen viele Kinder gar nicht mehr. „Erklären wir ihnen dann wie es geht, spielen sie aber gerne mit. Aber der Hang dazu ist nicht mehr so groß wie früher.“

Looping Louie bei Müller ein Renner

Im Drogeriemarkt Müller an der Bahnhofstraße gibt es in der ersten Etage eine große Spielwarenabteilung. Etwa 500 verschiedene Spiele habe man im Angebot, verrät Barbara Szabries. „Die Hits sind gerade Lego Star Wars, Lotti Karotti und Looping Louie“, sagt die stellvertretende Filialleiterin. Was aktuell beworben werde, werde erfahrungsgemäß auch verstärkt gekauft. (Der Erfolg von Looping Louie lässt sich ein Stück weit bestimmt auch darauf zurückführen, dass das Geschicklichkeitsspiel gerne als Trinkspiel genutzt wird.) Auch in der Stadtbibliothek macht sich der Star Wars-Trend bemerkbar. Aber im Gegensatz zu Klassikern wie Mensch ärger dich nicht, Monopoly, Tabu, Scrabble, Cluedo oder die Siedler von Catan würden solche Spiele auch irgendwann wieder von der Bildfläche verschwinden, so Susanne Ernst. Ein gutes Beispiel dafür sei Wer wird Millionär, das werde nicht mehr nachgefragt. „Wir verfügen in unseren Einrichtungen über 1194 Spiele“, so Ernst. 2012 wurden 10.000 Ausleihen verzeichnet, 286 Spiele habe man dazugekauft. Seit etwa 20 Jahren verleiht die Stadtbibliothek Spiele. Der Fokus liegt auf pädagogisch wertvollen Spielen.