Gelsenkirchen. .
Geschichten made in Gelsenkirchen sind beliebt: Immer mehr lokale Literaten feiern überregional Erfolge und schreiben sich bis an die Spitzen der Bestsellerlisten. Aktuell stehen drei Autoren ganz oben: Bastian Bielendorfer mit „Lehrerkind“, Klaus-Peter Wolf mit seinen Ostfriesland-Krimis und Kai Twilfer mit „Schantall, tu ma die Omma winken“. Aber auch Bücher, deren Handlungen in der Stadt spielen sind beliebt wie nie. „Der Wiedererkennungseffekt macht den Lesern einfach Spaß“, weiß Buchhändlerin Sabine Piechaczek von der Buchhandlung Lothar Junius.
Ermittlungen in Ückendorf
Wenn die Verhörspezialistin Ann Kathrin Klaasen einen Mord aufklärt, führen ihre Ermittlungen schon mal von Ostfriesland bis nach Ückendorf. Da halten böse Gangster unschuldige Geiseln in der hiesigen Sparkasse gefangen und da ermittelt die Romanheldin aus Gelsenkirchen plötzlich in ihrer ehemaligen Nachbarschaft. Das kommt an. Mit seinen Ostfrieslandkrimis hat es der gebürtige Gelsenkirchener längst an die Literatur-Spitze geschafft, aktuell auf Platz vier der Spiegel-Bestsellerliste. „Er ist der Auflagenstärkste Autor aus Gelsenkirchen“, verrät Buchhändlerin Sabine Piechaczek.
Kai Twilfer macht ihm nun Konkurrenz: Er steht aktuell auf Platz 1 der Spiegel-Bestseller-Liste für Belletristik. Mit seinem Erstling „Schantall, tu ma die Omma winken“ schoss der Feldmarker innerhalb weniger Wochen bis ganz nach oben. „Ein Überraschungserfolg.“ Über 100 Exemplare habe die Buchhandlung bereits verkauft. „Das sind Harry-Potter-Dimensionen“, sagt die Buchhändlerin.
Die Qualität muss stimmen
Auch der gebürtige Gelsenkirchener Prof. Dr. Klaus-Michael Bogdal hat sich einen Namen gemacht. Für sein Sachbuch „Europa erfindet die Zigeuner: Eine Geschichte von Faszination und Verachtung“ hat er nun den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung bekommen.
„Beliebt bei Lesern sind auch Inge Meyer-Dietrich, die Schulliteratur geschrieben hat“, weiß Piechaczek. Die Einwanderer-Geschichte „Plascha“ etwa ist längst zum Klassiker geworden. „Heute schreibt sie gemeinsam mit ihrer Tochter Fantasie-Geschichten wie ‘Die Hüter des Schwarzen Goldes’.“
Verkaufsschlager sind auch die Bücher von Margit Kruse. Sie schreibt Ruhr-Krimis wie „Zechenbrand“ oder „Eisaugen“. „Sie gehört zu den wenigen Schriftstellern, die es geschafft haben, sich hochzuschreiben“, weiß die Buchexpertin. „Angefangen hat sie bei dem kleineren Beluga-Verlag, nun ist sie bereits bei Gmeiner.“
Das schaffen aber längst nicht alle lokalen Autoren – damit sich ein Buch gut verkauft, muss die Qualität stimmen. „Dazu gehört natürlich, dass man gut schreiben kann und sein Handwerk versteht“, weiß Sabine Piechaczek.
Erinnerungsliteratur ist beliebt
Krimis, Lyrik und Sachbücher teilen sich einen Tisch in der Buchhandlung Junius. Dort liegen Geschichten bekannter und weniger bekannter Gelsenkirchener Autoren nebeneinander – die Szene ist rege. Etwa „Zwischenstation Samba“ von Cornelia Frank, „Kaspar, König, Kaktus“ von Barbara Ring oder der Lyrik-Band „Coda I - Coda II“ von Heinz-Albert Heindrichs.
„Beliebt bei Kunden ist auch Erinnerungs-Literatur“, sagt Sabine Piechaczek. Elke Schleichs „Gummitwist in Schalke-Nord“, Thomas Althoffs „Komm, wir schießen Kusselkopp“ oder Manfred Hoeses „Braunes Hemd und leerer Magen“. „Da entdecken gerade die älteren Gelsenkirchener viele Dinge aus ihrer Kindheit wieder.“ Und die lokalen Literaten sorgen für ausreichend Lese-Nachschub: „Das nächste Buch von Bastian Bielendorfer erscheint am 14. Mai und heißt ‘Lebenslänglich Klassenfahrt’“, weiß Sabine Piechaczek.
Im September versucht sich eine ehemalige Klassenkameradin von Kai Twilfer mit ihrem Erstling. „Unabhängig voneinander.“ Die Gelsenkirchenerin Tanja Janz hat es geschafft, den renommierten Bastei-Lübbe-Verlag dafür zu begeistern. Sie schreibt in „Der ist ja nicht doof, nur irgendwie hochbegabt“ über unkorrigierte Geschichten aus der Nachhilfestunde. „Das wird bestimmt ebenfalls gut laufen“, ist sich Piechaczek sicher.
Info: Aus seinem Buch „Schantall, tu ma’ die Omma winken“ liest der Feldmarker Kai Twilfer am Dienstag, 9. April, um 19.30 Uhr, in der Stadtbibliothek Gelsenkirchen-Mitte.
Prof. Dr. Klaus-Michael Bogdal trägt am Donnerstag, 25. April, ab 19.30 Uhr in der Flora Passagen seines Sachbuches „Europa erfindet die Zigeuner“ vor. Eintritt frei. Info: 169 91 05.