Gelsenkirchen. Gelsen-Net bietet Firmen die Möglichkeit, sensible Firmendaten extra gesichert auszulagern. Angriffen aus dem Internet soll so der Garaus gemacht werden.
Berstende Regale mit Aktenordnern gelten im Geschäftsbetrieb als Relikte aus der unternehmerischen Steinzeit, mit dem PC ist die Moderne in größeren Firmen eingezogen. Und das Internet hat die Verfügbarkeit selbst großer Datenberge zu jederzeit an jedem Ort zum Standard erhoben. Weil aber im Informationszeitalter die Menge an Daten oft explosionsartig steigt, ist die IT-Branche ständig auf der Suche nach neuen Lösungen. Die aktuellste heißt: Cloud Computing.
Doch was steckt dahinter?
„Der Begriff bezeichnet die Möglichkeit, Speicherkapazitäten, Rechenleistung und Software über das Internet zu mieten“, erklärt Tobias Esser, Informatiker und Vertriebler der Stadttochter Gelsen-Net. „Unternehmen lagern dadurch EDV-Kapazitäten ins Netz aus, genauso wie sie ihre Produktion an externe Anbieter outsourcen.“ Der eigentliche Software-Betrieb und die Pflege der Unternehmensdaten kann hierbei aber in der IT-Abteilung des Betriebes verbleiben. Dadurch müssten sie weniger in teure Hardware und Programme investieren und können sich der Geschäftslage schneller anpassen, weil sich so etwa Lastspitzen leichter abfedern ließen. Bildlich gesprochen entspricht also das Cloud Computing einem digitalen Billy-Regal, dessen Kapazitätsgrenzen wie das hölzerne Pendant beliebig erweiterbar sind.
Auch Gelsen-Net hat den Cloud-Service 2011 in sein Portfolio aufgenommen, zu den Kunden gehören der VRR, der Schlauchhersteller Masterflex und das Logistik-Unternehmen Loxx.
Zutritt nur für Befugte
Gerade mittelständische Unternehmen wollen aber nicht, dass ihre sensiblen Daten in den Weiten des Internets verschwinden – etwa, wenn ein Patent auf einem der Produkte liegt oder es sich um Kundendaten wie eine Bankverbindung handelt. Daher setzt die Stadttochter der „Datenwolke“ Grenzen, die auf Wunsch nur der Kunde allein übertreten darf. „Wir nutzen das Glasfasernetz in Gelsenkirchen“, erklärt Tobias Esser. Jeder Kunde wird dabei an eine Leitung angebunden, bedeutet, um in der Bildsprache zu bleiben, jedes Haus erhält seine eigene, private Zufahrt. „Das hat den Vorteil, dass die Geräte, sprich Daten, vor dem unbefugten Zugriff Fremder aus dem Internet geschützt werden.“ Und dass die Geschwindigkeit anders als bei Funknetzen keinen Schwankungen unterliegt.
Die Rechenzentren für diese Dienste hat Gelsen-Net am Verwaltungszentrum in Buer und in der Innenstadt eingerichtet, ein weiteres befindet sich in Resse im Aufbau – alle sind gesichert, klimatisiert und redundant. Heißt: Sollte ein Baustein mal ausfallen, übernehmen andere ihre Funktion – keine Daten gehen verloren. Selbst nicht bei Brand oder (Regen-)Flut.
Speicherplatz aktuell für 23360 Regalkilometer
„Hochwasser oder Feuer“, sagt Tobias Esser, „kann sich verheerende auswirken, wenn Daten nur lokal gespeichert werden“. In vielen Betrieben seien die Serverräume (Speicher- und Rechenzentrum) oft nicht genug geschützt. Daher bietet Gelsen-Net Mittelständlern eine lokale Plattform an, auf der Daten ausgelagert werden können. In Gelsenkirchen betreibt Gelsen-Net ein Glasfasernetz von 255 Kilometern Länge. Die Stadttochter hält aktuell Speicher-Kapazitäten bereit, die ausreichen, um 23.360 Regalkilometer zur Verfügung stellen – mehr als die Distanz zwischen Nord- und Südpol (19.375 km). Nahezu alle Gewerbegebiete der Stadt sind ans Glasfasernetz angebunden, jüngst kam das Areal „Schalker Verein“ dazu.