Gelsenkirchen. 19 Vermittler sollen ein schlagkräftiges Team bilden, das ab März 1900 „marktnah ausgesuchte“ Hartz-IV-Bezieher mit „realtiv günstiger Vermittlungsprognose“ in Arbeit bringt. Die intensivere Betreuung soll sich letztlich auch für die Sozialkassen auszahlen.
Mehr Beratungszeit, kundenfreundlichere Termine, größere Spielräume bei der Vermittlung, kürzere Kommunikationswege, intensivere Betreuung und letztlich bessere (sozialversicherungspflichtige) Berufsperspektiven für Hartz-IV-Bezieher: All das verspricht die „Joboffensive“.
Das IAG, das Integrationscenter für Arbeit Gelsenkirchen, startet am 1. März das Projekt, das vor allem auf Nähe setzt. Vermittler wie Jens Fischer oder Justine Günthel hatten bislang bis zu 450 Klienten zu betreuen, in der Offensive-Zeit sind es 100.
Mehr Erfolg durch Nähe
Die bessere Betreuungsrelation soll ein Schlüssel zum Erfolg werden. Fischer: „Jetzt haben wir wesentlich eher die Möglichkeit, unsere Kunden zu unterstützen. Kontakte sind auch ohne Termin möglich. Man kann viel schneller reagieren als bisher und hat viermal so viel Zeit, um sich zu kümmern.“
Mit den Trägern des Jobcenters, der Stadt und der Agentur für Arbeit, ist das Offensive-Ziel durchaus ambitioniert formuliert worden. 19 Kräfte wurden – befristet – neu eingestellt, um aus neuen und erfahrenen Beratern ein schlagkräftiges Vermittlerteam zu formen, das „marktnah ausgesuchte“ SGB-II-Kunden in Arbeit bringen soll. Im Januar kamen die Arbeitsvermittler zusammen, im Behördenhaus an der Ahstraße 22 haben sie ihren Sitz.
Neues System von Berlin abgeschaut
Seit Dezember wurden schon rund 2000 Gespräche geführt. Insgesamt werden aktuell nach einem „Profilingsystem“ rund 1900 Personen ausgesucht, die „eine realtiv günstige Vermittlungsprognose“ haben, erklärt IAG-Geschäftsführer Reiner Lipka. Auf sie werden die Bemühungen bei der Joboffensive konzentriert.
Wie das erfolgreich geht, hat Berlin vorgemacht. Dort hat sich Teamleiter Thorsten Kempowski das Betreuungssystem angeschaut, das nun passgenau auf Gelsenkirchener Verhältnisse zugeschnitten wurde. Eine IAG-Idee: „Wir wollen gezielt Arbeitgeber und Arbeitsuchende zusammen führen.“
Mehr Vermittler, mehr Zeit für Beratung
Die Strategie der Joboffensive ist für Karl Tymister, den Leiter der lokalen Agentur für Arbeit, einfach: „Mehr Vermittler, mehr Zeit für Beratung“, glaubt er, führe auch zu mehr Integration und Arbeitsaufnahme. Natürlich gehe es auch darum, Sozialausgaben für die Grundsicherung einzusparen. Insgesamt soll sich der Mehreinsatz der Vermittler langfristig also rechnen und Kosten sparen – bei gleichzeitig mehr Beschäftigung für die Hartz-Klientel.
Die Stadt habe die Offensive gerne mitgetragen. „Wir versprechen uns von dieser Konstellation eine passgenauere Vermittlung“, erklärt Sozialdezernentin Karin Welge. Robert Kozielski und Heiko Hornig hat das Projekt zumindest unerwartet schnell in die IAG-Chefetage im 14. Stock gebracht. Beide sind arbeitslos und suchen im kaufmännischen Bereich. Beide wurden von ihren Betreuern angesprochen, ob sie nicht am Pressetermin teilnehmen wollten – und beide nutzten direkt die Chance, ins Gespräch zu kommen.
„Nur mit Antworten kann ich arbeiten“
Hornig hat zig erfolglose Bewerbungen hinter sich, ist aber dennoch hoch motiviert. „Von der Joboffensive verspreche ich mir auch ein gewisses Feedback. Nur mit Antworten kann ich arbeiten und auch erfahren, was ich bisher vielleicht falsch gemacht habe.“