Gelsenkirchen. Die Finanzkrise im Euroraum blieb 2012 nicht ohne Einfluss auf die heimische Wirtschaft. So ist die Zurückhaltung vieler Unternehmen bei Einstellungen auch auf deren Unsicherheit im Zusammenhang mit den Turbulenzen am Finanzmarkt zurückzuführen.
Im Laufe des Jahres hatten Gelsenkirchener Arbeitgeber der Agentur für Arbeit 4593 offene Stellen gemeldet, 329 weniger als 2011.
Die Nachfrage bewegte sich in etwa auf dem Niveau von 2010, als der Agentur 4642 Stellen gemeldet worden waren. Auch wenn sich der Bedarf der Unternehmen an Arbeitskräften abschwächte, sieht Agenturchef Karl Tymister dennoch ein vergleichsweise hohes Niveau am Stellenmarkt.
Quote erreichte Ende 2012 einen Jahrestiefstand
Zum Jahresbeginn 2012 waren in Gelsenkirchen 18.096 Menschen ohne Arbeit. Die positive Entwicklung bei den Arbeitslosenzahlen wurde nur in den Ferienmonaten Juli und August unterbrochen. Ansonsten konnte die Agentur einen kontinuierlichen Rückgang feststellen. Zum Jahresende erreichte die Zahl der Arbeitslosen mit 16.704 Personen gleichzeitig einen Jahrestiefstand. Durchschnittlich waren monatlich 17.738 Gelsenkirchener ohne Job. Im Jahresvergleich zu 2011 waren 123 Personen mehr von Arbeitslosigkeit betroffen. Die durchschnittliche Quote stieg leicht um 0,1 auf 14,3 Prozent.
Dabei verlief die Entwicklung bei den Arbeitslosen im Bereich der Arbeitslosenversicherung anders als bei der HartzIV-Grundsicherung. Bei der Agentur für Arbeit waren durchschnittlich 2751 Personen gemeldet, die Arbeitslosengeld 1 bezogen – 219 mehr als 2011. Im Jobcenter waren durchschnittlich 14.987 Arbeitslose registriert, 97 weniger als im Vorjahr.
Rückläufige Aufnahmefähigkeit
Die Einstellungszurückhaltung wird auch durch die Entwicklung der Arbeitslosigkeit deutlich. Der Anstieg war nicht auf vermehrte Arbeitslosmeldungen zurückzuführen. Vielmehr konnten weniger Arbeitslose eine Beschäftigung aufnehmen. „In dieser Entwicklung“, so Karl Tymister, „zeigt sich die rückläufige Aufnahmefähigkeit der Wirtschaft.“ Die Zugänge bei den Arbeitslosen, die vorher einen Job hatten, lagen mit 11.637 Personen nur um 5 % unter dem Vorjahr. Die Zahl derer, die aus der Arbeitslosigkeit heraus eine Beschäftigung aufnehmen konnten, lag indes 11,4 Prozent (9944 Personen) unter dem Vorjahreswert.
Eine erfreuliche Entwicklung: Ende März 2012 waren 74.119 Leute sozialversicherungspflichtig beschäftigt, die höchste Zahl an Arbeitnehmern seit zehn Jahren.
Agenturchef strahlt verhaltene Zuversicht aus
Karl Tymister erwartet für 2013 keine Verschlechterung am Arbeitsmarkt. Verhaltene Zuversicht sei angesagt. Der Jahresbeginn werde sicher saisontypisch einen Anstieg der Arbeitslosigkeit bringen. In der zweiten Jahreshälfte deuteten Wirtschaftsprognosen auf eine Belebung der Konjunktur hin. Tymister sieht viel Arbeit auf die Agentur und deren Partner zukommen. Um den Fachkräftebedarf zu decken, seien Ideen und Initiativen erforderlich. Jugendliche müssten bei der beruflichen Orientierung besonders unterstützt werden. Der doppelte Abitur-Jahrgang werde ein Thema sein. Tymister: „Gemeinsame Aufgabe der Arbeitsmarktpartner muss es sein, vorhandene Personal-Ressourcen intensiver auszuschöpfen, zum Beispiel bei Frauen, Älteren und Arbeitnehmern mit Migrationshintergrund.“