Gelsenkirchen.

Karl-Heinz Hartmann handelt mit Stoffen, aus denen Träume sind. Zumindest haben sie ihm seinen erfüllt: Als er nämlich vor über 30 Jahren den ersten eigenen Laden eröffnete, war das der Grundstein für weitere Geschäfte in insgesamt acht Städten – darunter in Düsseldorf, Wuppertal oder Mülheim. Der Laden in Gelsenkirchen hat nun 25-jähriges Bestehen gefeiert. Doch: Wie schwer ist es eigentlich für Stoffhändler, in einer Zeit, in der immer weniger Menschen mit Nadel und Faden umgehen können?

Jetzt, kurz vor Karneval, schlendern viele Kunden durch die Verkaufsräume an der Kirchstraße 28. Dort glänzen Stoffe in pink, rot, grün oder blau, sie sind aus Seide, Filz, Leinen oder Baumwolle. Auch Reißverschlüsse, Garne und Knöpfe in allen Formen und Varianten gibt es dort. Die meisten, die hier durchgehen, streichen mit den Händen über die Ware. Denn: „Stoffe müssen gefühlt werden“, weiß Hartmann. Bevor er seine Läden eröffnete, war der Unternehmer Einkäufer in einer Bekleidungsfirma. Und ständig unterwegs auf der Suche nach den schönsten Stoffen. „In der Türkei, in Italien oder Belgien.“ Viele Kontakte konnte er damals knüpfen, bis heute profitiert er von ihnen. Die beiden Söhne sind ebenfalls ins Familienunternehmen eingestiegen, Sohn Christopher leitet das 250 m² große Lokal an der Kirchstraße. In Beckhausen gibt es noch ein 1000 m² großes Lager, in dem Stoffe vorrätig sind. „So können wir auf kurzfristige Anfragen reagieren und noch am gleichen Tag liefern.“

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Nähen liegt doch im Trend

Das Geschäft laufe gut, sagt Hartmann, auch wenn behauptet würde, heute könne kein Mensch mehr nähen. Er hält dagegen: „Selber zu nähen liegt nach wie vor im Trend.“ Nicht nur, weil’s günstiger sei, sondern auch, weil der Trend weg von Klamotten von der Stange gehe. „Individualität und Kreativität sind gefragt.“ Und so kaufe die Hausfrau Stoffe, um Karnevals-Kostüme für ihre Kinder zu nähen, genauso wie die Oma, um die Socken der Enkel zu stopfen oder junge Mädchen, die sich selbst eine Tasche nähen möchte. Auch der ein oder andere Mann suche hin und wieder Beratung in stofflichen Angelegenheiten. „Natürlich macht das Internet große Konkurrenz“, gibt Hartmann zu.

Viele lassen sich im Einzelhandel beraten und bestellen am Ende doch im Netz. Aber darauf könne man reagieren. „Wir haben selbst einen Shop im Internet.“ Ein Unternehmen sollte immer auf mehreren Füßen stehen, das ist wichtig für den sicheren Stand. Daher bietet der Händler auch Nähkurse im eigenen Betrieb an und entsendet Mitarbeiter auf Stoffmärkte. Bei diesen ziehen die Händler im Verbund – organisiert von der Messe Essen – von Stadt zu Stadt bauen ihre Märkte dort auf. „Ein großer Geschäftszweig“, sagt Hartmann.