Gelsenkirchen. .
Die Energiepreise steigen, Gas und Heizöl werden teurer. Daher greifen immer mehr Verbraucher auf die klassische Variante des Heizens zurück und befeuern Öfen und Kamine mit Holz aus Gelsenkirchener Wäldern. Das heimische Holz ist damit zum begehrten Rohstoff geworden – um den sich Bürger möglichst früh bewerben müssen. Der RVR-Förster kann sich vor Anfragen kaum retten.
Wer mit Brennholz aus Gelsenkirchener Forst heizen möchte, dem kann es passieren, dass er den Wald vor lauter Zuständigkeiten nicht sieht. „Der Gelsenkirchener Wald ist in fünf Gebiete unterteilt“, erklärt Stefanie Genthe, Sprecherin der Gelsendienste. Der Regionalverband Ruhr, Graf Westerholt, die Deutsche Steinkohle, das Wohnungsunternehmen Viterra und die Stadt selbst teilen sich eine Fläche von insgesamt 1400 Hektar. 307 Hektar davon unterhält die Stadt. „Wir verkaufen Holz an Selbsterwerber“, erklärt Stefanie Genthe. Was bedeutet, dass sich Privatleute das anfallende Altholz selbst zersägen müssen. „Dafür benötigen sie einen Sägeschein.“ Dieses Angebot werde daher nur selten und meist von Gewerbetreibenden in Anspruch genommen. „Wir nehmen marktübliche Preise von 35 Euro pro Raummeter.“
Keine Sammelscheine mehr
Je nach Tarif kostet eine Kilowattstunde Erdgas zur Zeit zwischen 6 und 10 Cent. Für 100 Liter Heizöl zahlen Verbraucher ca. 90 Euro. Zum Vergleich: Ein Raummeter Holz kostet beim Regionalverband Ruhr (RVR) für Selbstsäger 27 Euro. „Die Nachfrage ist groß, die Tendenz stetig steigend“, bestätigt Matthias Klar, Revierförster des RVR und zuständig für 1200 Hektar Waldfläche in Gelsenkirchen (ca. 300 ha), Castrop-Rauxel, Herne und Herten.
Wurden im Jahr 2000 insgesamt 517 Raummeter Holz (14 €/rm) bestellt, waren es 2012 bereits 960 Raummeter (27 €/rm). Er weiß: „Gelsenkirchen ist abgefrühstückt.“ Was heißt, dass kein Brennholz mehr zum Selbstschlagen zur Verfügung steht. Abgelagertes Kaminholz gebe es zur Zeit nur im RVR-Holzkompetenzzentrum in Bottrop zu kaufen. „30 cm lange Scheite in Gitterboxen, die circa einem halben Raummeter entsprechen für 50 Euro“, sagt Klar.
In Gelsenkirchen hat er erst ab dem 7. Januar wieder getrocknetes Holz im Angebot. Allerdings nur nach Terminabsprache. „Bestellungen nehmen wir nicht an.“ Denn: „Wir können eben immer nur nach dem Nachhaltigkeitsprinzip anbieten.“ Sammelscheine werden übrigens weder beim RVR noch bei der Stadt vergeben. „Wir wollen keinen geputzten Wald“, erklärt der Förster.
Sägeschein für Privatleute
Info: Viermal im Jahr bietet der RVR Seminare, in dem Privatleute ihren Sägeschein machen können. Auch hier wachse die Nachfrage: „Jedes Mal nehmen etwa 40 Leute teil, Tendenz steigend“, sagt Matthias Klar. Er freut sich über jeden neuen Teilnehmer, denn: „Die Bürger identifizieren sich ganz anders mit ihrem Wald.“
Daher empfiehlt der Förster der Stadt in Sachen Holzverkauf stärker in die Offensive zu gehen. „Sie würde von geschulten Leuten den Wald aufgeräumt bekommen und hätte eine zusätzliche Einnahmequelle.“ Immerhin verdiene der Förster mit dem Brennholz, das sich die Bürger selbst schlagen, etwa 20 bis 25.000 Euro im Jahr. „Eine gute Einnahme für jede Kommune.“
Wer selbst den Sägeschein absolvieren möchte, der kann sich beim RVR unter 0201 - 20 69 718 für die nächsten Kurse im Frühjahr anmelden. Allerdings sei ein solcher nicht gerade günstig, weiß Klar. „Mit Ausrüstung sollte man mit etwa 1000 Euro rechnen.“