Gelsenkirchen. NRW-Umweltminister Johannes Remmel informiert sich bei einem Besuch im Industriewald Rheinelbe über das Projekt und ist begeistert. Die Natur erobert sich das Gelände zurück.

„Das habe ich schon als Kind gerne gemacht“, sagt Johannes Remmel und greift voller Vorfreude nach den roten und schwarzen Brombeeren, pflückt sich drei und probiert. „Lecker“, sagt der NRW-Umweltminister. Der Grünen-Politiker ist gerade auf seiner Naturerbe-Tour unterwegs und seine fünfte Station führt in an diesem Donnerstag in den Industriewald Rheinelbe.

Selten hat man einen Politiker, dazu noch einen Minister, so entspannt gesehen. Das Jackett hat er gleich im Wagen gelassen und mit einem Lächeln spaziert Remmel mit seinen Begleitern durch den Industriewald. Michael Börth, Leiter der Schwerpunktaufgabe Industriewald, führt die Gruppe durch das Gebiet. „Birke, Aspe, Salweide und Bergahorn sind die Pionierpflanzen, die wir derzeit hier im Wald finden. Aber inzwischen haben sich schon 70 Gehölzarten hier angesiedelt. Und diesen Strukturen folgen auch die Tierarten. Es werden immer mehr und es ist hochspannend für uns, diese Entwicklung zu beobachten“, erklärt Börth.

Waldkauz und Zwergfledermäuse

Johannes Remmel hat seinen Spaß bei der Entdeckungstour durchs Unterholz und will mehr wissen. „Das ist ja hier noch ein sehr junger Wald. Wenn wir mal die Zeitmaschine anschmeißen und 100 Jahre nach vorne blicken. Was finden wir dann hier“, will der Minister wissen. „Das ist schwer zu sagen, aber wir versuchen uns natürlich immer an Prognosen. Sicher ist, hier entsteht der Urwald von morgen. Esche und Eiche kommen so langsam hierher. Die Birke als Pionierpflanze wird sicher zurückgehen. Wir gehen davon aus, dass sich das Gebiet zu einem Eichen dominierten Laubmischwald entwickeln wird“, sagt Börth.

Und weiter geht die Tour, die meiste Zeit weit ab von befestigten Wegen, dafür aber mit dem ein oder anderen kleinen Tierchen. „Wie sieht es denn mit der Fauna aus? Welches ist das größte Tier hier im Industriewald“, will der Minister wissen. „Das ist im Moment der Rotfuchs. Aber wir sind mit der Entwicklung bei den Tieren sehr zufrieden. Auch Waldkauz, Mauerbienen, Kaninchen und Zwergfledermäuse leben hier. Auch der große Lederlaufkäfer ist inzwischen da. Für uns sind das Vorboten für die weitere Entwicklung des Waldes“, erklärt Oliver Balke vom Landesbetrieb Wald und Holz.

Vor 40 Jahren eine Steinwüste 

Mit der Zeitreise in den Industriewald der Zukunft können die Forstleute nicht. Die Zeitreise zurück, zum Industriewald vor 40 Jahren, die ist möglich. Auf einem Plateau auf der Halde Rheinelbe. Eine Stein- und Staubwüste, nur wenige, ganz zarte Pflänzchen haben sich hier angesiedelt. „Und so sah die gesamte Fläche hier einmal aus. Man kann an den Randgebieten vom Wald erkennen, wie sich die Birken langsam vortasten und sich der Industriewald, die Natur, das Gebiet zurückerobert“, so Balke.

„Ziel meiner Tour ist es, auf das wertvolle Erbe hinzuweisen. Wir können nur schützen, was wir kennen. 14 000 Arten Tiere und Pflanzen sterben pro Jahr auf der Welt aus und auch bei uns in Nordrhein-Westfalen sind viele Arten bedroht. Das wirkt sich auch auf unsere Lebensgrundlage aus und ich bin sicher, dass Artenschutz ebenso ein Thema sein wird, wie der Klimaschutz“, sagt Johannes Remmel.

Und Reinhart Hassel vom Landesbetrieb Wald und Holz kann dem Minister da nur beipflichten. „Zur Regulierung des Stadtklimas brauchen wir diesen Wald. Besonders der Industriewald ist ein spannendes Projekt. 16 Flächen gibt es derzeit mit insgesamt 230 Hektar Fläche. Die Reste der Industrie im Wald gehören zur Authentizität und tragen dazu bei, dass die Menschen sich heimisch fühlen, denn das gehört noch immer zum Ruhrgebiet. Ich versichere ihnen, dass der Industriewald zum ökologischen Rückgrat des Ballungsraumes Ruhrgebiet werden wird“, betont Hassel.