Gelsenkirchen. . Königsblau – alles außer Fußball: Enrico Heil ist seit 1998 der Zeugwart auf Schalke und bereitet vor Spielen die Kabine der Knappen vor. Er gewährt uns einen Blick in die Kabine des Fußball-Erstligisten Schalke 04. Dort sind Kameras und Journalisten sonst tabu.
Von hier dringt nichts nach außen. Kameras und Reporter haben hier eigentlich nichts verloren, obwohl jeder gerne einmal Mäuschen spielen möchte, wenn Trainer Huub Stevens sein Team auf ein Spiel einstellt und, wenn es mal nicht so läuft, sicher auch deutliche Worte findet. Mit Zeugwart Enrico Heil durfte die WAZ aber doch einmal hinter die Tür schauen, hinein ins Herz, in die Kabine des FC Schalke 04.
Seit einigen Wochen ist die zudem auch noch ein echter Hingucker. In liebevoller Detailarbeit ist die Kabine zu einem echten Schmuckstück geworden. „Glückauf“ steht an der Tür, der Gang dahinter ist – natürlich – königsblau. „Schalke, das hört niemals auf“, „Damals, heute und in Zukunft“ und „Stolz ein Schalker zu sein“, steht an den Wänden. Hier ist das Reich des 35-jährigen Zeugwartes. Wenn die Knappen ein Heimspiel haben, beginnt sein Arbeitstag morgens um neun Uhr in der Trainingskabine. „Die Sachen der Spieler müssen zusammengepackt und in die Arena gebracht werden“, erklärt Heil. Das dauert, denn die Ausrüstung ist umfangreich. Vier Trikots pro Spieler, unzählige Schuhe, Trainingspullover, Handtücher, Unterziehshorts, Stutzen, Badelatschen, Unterhosen. Die Liste ist lang.
Kaugummis für Joel Matip
16 große Metallkisten verlädt Heil mit einigen Helfern um halb zwölf in einen Bulli, dann geht es rüber in die Arena. Akribisch wird jeder Spind vorbereitet. Seit dem Umbau der Kabine hat nun jeder Kicker seinen eigenen. Samt Spiegel und seinem Konterfei. „Vorher sah unsere Kabine so aus wie die unserer Gäste. Jeder Spieler hatte seinen eigenen Trolli“ erklärt Heil. Die Reaktion der Spieler auf das neue Schmuckstück beim Spiel gegen Nürnberg sei überwältigend gewesen. „FC Schalke 04 – Wir leben dich“ steht da in großen Lettern.
Die Trikots hängt der Zeugwart auf einen Bügel. Für den einen mit langen Ärmeln, für den anderen kurz. „Da hat jeder seine Vorlieben, aber das weiß man mit der Zeit“, erklärt der Mann, der sich schon seit 1998 um die Kabinen der Knappen kümmert. Damals lernte der gelernte Verwaltungsangestellte aus Karlsruhe Manager Rudi Assauer kennen, kam so an den Job – seinen Traumjob. „Ich bin früher so oft es ging zu den Spielen gefahren. Jetzt für meinen Verein zu arbeiten, ist großartig.“
"Für 40 Mann zu packen, ist echter Stress"
Allerdings ist die Verantwortung auch riesig. Vor allem, wenn es ins Trainingslager geht. „Ich bin dafür zuständig, dass alles komplett dabei ist. Für 40 Mann zu packen, ist echter Stress. Wenn man einmal in Katar ist, kann man nicht nochmal zurückfahren, weil man etwas vergessen hat. Da muss man vorher dran denken.“ 34 der großen Metallkisten packt er dann und auch dann muss er noch an den ein oder anderen kleinen Sonderwunsch der Spieler denken.
„Man muss sich auf viele unterschiedliche Charaktere einstellen. Das ist nicht immer einfach“, erklärt Heil und erfüllt einen der kleinen Sonderwünsche. Kaugummis finden ihren Platz auf dem Tisch in der Mitte. „Joel Matip möchte immer Kaugummis haben, ein paar andere wollen noch etwas lesen, deshalb haben wir immer das Vereinsmagazin hier.“
Wenn die Mannschaft um 14.15 Uhr aus dem Hotel in die Kabine kommt, ist alles an seinem Platz. Enrico Heil ist trotzdem immer einsatzbereit. Tape, andere Hemden, für ihn ist alles nur einen Griff entfernt. Ins Schwitzen kommt er dann nur noch, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert. So wie in Düsseldorf: Wegen einer blutenden Wunde musste Lewis Holtby gleich drei Mal das Trikot tauschen. Enrico Heil spurtete in die Kabine, um Ersatz zu beschaffen. Bleibt nur noch eine Frage: Wie sind sie, die Ansprachen von Huub Stevens? Enrico Heil grinst nur. Von hier dringt eben nichts nach außen.
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