Gelsenkirchen. . Hohe Besucherzahlen, viele Vorstellungen, flexible Abonnements: Das Musiktheater im Revier zieht eine positive Bilanz für die letzte Spielzeit. Und ist froh, dass die Mittelkürzung für 2013 so früh angekündigt wurde, dass man noch dagegen arbeiten konnte.

Die Stadt Gelsenkirchen und ihr Musiktheater im Revier mögen sich. Und weil man so freundlich und rücksichtsvoll miteinander umgeht, fällt offenbar auch das von der allgemeinen Finanznot diktierte Sparen gleich viel leichter. So zumindest klingt es, wenn MiR-Geschäftsführer Dieter Kükenhöner Bilanz zieht. Es ist eine ausgesprochen positive Bilanz mit stabilen Besucherzahlen und einer durchschnittlichen Auslastung von 74 Prozent in der letzten Spielzeit. Noch positiver ist die Bilanz, betrachtet man alle vier Spielzeiten unter der Generalintendanz von Michael Schulz.

Auf die Einsparungen in Höhe von einer Million Euro im nächsten Jahr habe man sich – so Kükenhöner – dank langfristiger Ankündigung seitens der Stadt gut vorbereiten können. Im Gegensatz zu anderen Häusern, in denen die Stadt ihre Sparpläne nicht selten erst offenlege, wenn der Spielplan bereits steht.

Mehreinnahmen statt Ausgabenkürzungen

„Wir sind gut vorbereitet, auch wenn wir nicht sicher sind, ob wir das Sparziel ganz erreichen können,“ erklärte Kükenhöner bei der Jahresbilanz. Die verstärkten Werbemaßnahmen, das flexible MiR-Pluspunkte-System, die Firmenabos und die „moderate Preiserhöhung“ hätten sich positiv ausgewirkt. Gelsenkirchen habe eben auf Einnahmesteigerungen statt Ausgabenkürzung gesetzt beim Sparen. Und der Oberbürgermeister, der auch diesmal das Theaterfest selbst eröffnen will, (auch das sei keineswegs Standard, wie Kükenhöner betont) schickte einen Glückwunsch zur erfolgreichen Bilanz des Hauses vor Beginn der fünften Spielzeit unter der Intendanz von Michael Schulz.

Der Generalintendant selbst spricht vom „besonderen Geist des Hauses“. Jeder Mitarbeiter wisse zu schätzen, dass die Stadt sich und ihren Bürgern diese Einrichtung gönnt. Nur diesen Mitarbeitern sei der Erfolg zu verdanken. Für die neue Spielzeit kündigte Schulz eine „Entspannung“ im Spielplan in Bezug auf weniger bekannte Werke an. „Obwohl sowohl Merlin als auch Rosalka erfreulicherweise in der letzten Spielzeit sehr gut angenommen worden sind.“

Apropos Geist des Hauses. Es gibt auch neue gute Geister jenseits des künstlerischen Personals. Ab sofort wird die hauseigene Kantine von der AWO-Service GmbH betrieben, einem Integrationsbetrieb mit elf Mitarbeitern, von denen fünf ein Handicap haben.

Das Theatercafé mit dem neuen Team als Treffpunkt wiederbeleben

Der Kantinenbetrieb läuft bereits, beim ersten Sinfoniekonzert am Montagabend war dann Premiere im Publikumsverkehr für die Mitarbeiter. Das neue Team wird Theaterbesuchern vor und nach den Vorstellungen sowie in den Pausen neben dem gewohnten Angebot auch Häppchen wie Antipasti anbieten.

Der Integrationsbetrieb wurde eigens für das MiR-Catering gegründet. „Das Angebot in der Kantine wird sehr gut angenommen. Für uns ist reizvoll, dass es so viele Mitarbeiter gibt. So können auch zu Stoßzeiten, etwa wenn das Orchester Pause hat, alle gut versorgt werden“, erklärt Dieter Kükenhöner den Hintergrund. Michael Schulz hofft, auf längere Sicht auch das Theatercafé wiederbeleben zu können. „Und das wäre ein idealer Einsatzort für diese Mitarbeiter“. In den Theaterpausen werden zumindest am Anfang allerdings eher die Mitarbeiter ohne Handicap am Tresen stehen. „Der Zeitdruck wäre zu hoch für die anderen. Aber sie können wunderbar alles vorbereiten. Und nach den ersten Wochen kann vielleicht auch der eine oder andere bei Vorstellungen mitbedienen“, hofft Gudrun Wischnewski, Geschäftsführerin der AWO-Service GmbH.

260 Vorstellungen mit 120 000 Besuchern

120.000 Besucher zählten Großes und Kleines Haus in der letzten Spielzeit zusammen; etwa genauso viele wie im Vorjahr. Die Zahl der Vorstellungen im Großen Haus sank leicht, im Kleinen Haus stieg sie im Gegenzug. 260 Vorstellungen waren es insgesamt. Im Musiktheater und bei den Konzerten lag die Platzauslastung bei 70 Prozent, im Musical bei 85 Prozent und im Ballett, das sich im Übergangsstadium befand, bei 55 Prozent.

Die Renner der letzten Saison waren neben dem „Weißen Rössl“ „La Traviata“ und „Rosalka“, die Kinderoper und vor allem die „Comedian Harmonists

Im Vergleich zu 17 vergleichbaren Theatern bundesweit verbesserte sich das Haus seit dem Start von Michael Schulz vor allem beim Einspielergebnis (von Platz 16 auf 8), bei der Anzahl der Vorstellungen (von Platz 15 auf 7) und beim Erlös je Besucher.

Der Gesamtetat des MiR liegt bei 16 Mio Euro, 13 Millionen schießt die Stadt noch zu, 2013 werden es nur noch 12 Millionen sein.