Gelsenkirchen.

Ein ganzer Abend im Zeichen des vor 50 Jahren verstorbenen Künstlers Yves Klein: Dazu hatte das Musiktheater im Revier am Samstag gemeinsam mit dem Chorwerk Ruhr geladen. Im Mittelpunkt standen Yves Kleins großformatige Wandreliefs im „Gelsenkirchener Blau“ und seine einzige Komposition, die „Symphonie Monoton Silence“.

Dem Konzert vorangestellt wurde eine sehr locker von Stefan Keim moderierte Gesprächsrunde, in der an das Leben und künstlerische Schaffen des 1962 im Alter von nur 34 Jahren verstorbenen Künstlers erinnert wurde. MiR-Architekt Professor Werner Ruhnau und seine damalige Ehefrau Anita Ruhnau (die am Samstag das elegante altrosafarbene Kleid trug, das Yves Klein zur Eröffnung des Musiktheaters für sie entworfen hatte!) erinnerten dabei an die unvergleichliche Zeit in der Opernbauhütte. Der Kunsthistoriker Dr. Uwe Rüth, bis 2007 Direktor des „Glaskastens“ in Marl, ordnete Kleins Kunstwerke in die Zeit ein, während der Komponist Felix Leuschner die Brücke zur Gegenwart schlug: Er wird am 6. Oktober eine Oper zum Leben von Yves Klein im MiR präsentieren und verriet, wie er sich dem Werk des Franzosen gerade nähert.

Rupert Huber, der im weiteren Verlauf die musikalische Leitung des Abends übernahm, betonte zudem, wie radikal neu Yves Kleins Komposition einst war.

Farbenfrohe Ruhe

Denn Klein hatte seine „Symphonie Monoton Silence“, bei der ein einziger Dreiklang gespielt wird, dem eine lange Phase der Stille folgt, bereits 1947 konzipiert. Also lange, bevor John Cage sein berühmtes Ruhewerk 4´33“ komponierte. Aufgeschrieben wurde Yves Kleins Komposition allerdings erst 1961 in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Louis Saguar.

Yves Klein legte dabei lediglich den D-Dur Akkord fest, der lange ausgehalten wird und dem eine ebenso lange Stille folgen soll. Die Dauer der beiden Teile dieser Komposition sind allerdings variabel. Rupert Huber variierte das Stück noch weiter und stellte dem schwebenden monotonen Akkord von Yves Klein, der von der Neuen Philharmonie Westfalen intoniert wurde, zwei dem Rosenkreuzer-Orden gewidmete Klavierstücke von Eric Satie (gespielt von Stefan Irmer) und gregorianische Choräle aus dem Repertoire des Graduale Triplex gegenüber. Diese wurden im verglasten Treppenhaus des MiR vom Chorwerk Ruhr gesungen. So entstand ein beeindruckender Hall, der sich über den monotonen Dreiklang des Orchesters legte. Dies wirkte zunächst irritierend, denn warum präsentiert man ein monotones Werk von Klein, um es dann zu übertönen?

Nach 20 Minuten beendete Rupert Huber als Dirigent jedoch diese Klangkollage, ließ Chor und Orchester dann zehn Minuten lang Yves Kleins D-Dur Akkord aufführen und forderte Musikern und Publikum anschließend zehn Minuten Stille ab. Da ging das Ohr auf Wanderschaft, hörte nur das Rauschen der Klimaanlage, das grelle Quietschen der vorbeifahrenden Straßenbahnen und in der Ferne das Feuerwerk im Revierpark.

So klangfarbenfroh kann eben Stille sein, wenn man sie bewusst hört.