Gelsenkirchen.

In welche Zukunft steuert das kulturelle Flaggschiff der Stadt? Die Frage wird heiß diskutiert, seit bekannt wurde, dass das Musiktheater ab 2013 mit einer Millionen Euro Zuschuss weniger rechnen muss: 12 statt 13 Millionen.

MiR-Geschäftsführer Dieter Kükenhöner macht seine Rechnung auf. Eine Million, das bedeutet rund 6,25 Prozent des jetzigen Gesamtetats. Der liegt, einschließlich der rund 500 000 Euro vom Land sowie der Einnahmen und Spenden, bei 16 Millionen. „Etwa 13 Millionen entfallen auf Personal- und Personalnebenkosten.“ Gespart werden kann nur aus dem Restposten. Dabei steht für Kükenhöner fest: Nach den Stellenkürzungen in der Vergangenheit „ist beim Personalabbau nicht mehr viel denkbar.“ In den ersten vier Wochen des Jahres habe sich schon gezeigt: „Das Haus ächzt unter der Belastung.“

Wo also sparen? 2013 - hat dann nicht auch Bernd Schindowski die Altersgrenze erreicht? Könnte man da nicht mit einem Schlag...?

„Gott bewahre“, meint Kükenhöner, „dass die Sparte Ballett eingestellt wird. Ich möchte das Angebot eher noch ausbauen.“ Gutes Ballett ist ein Publikumsmagnet, ist hoch profitabel und kostengünstig. „Choreographien werden mit der eigenen Compagnie erarbeitet, man braucht keine teuren Gäste, kein aufwändiges Bühnenbild, man braucht für die Musik nicht einmal unbedingt ein Orchester.“ Die Tänzer werden auch in Opern- und Musical-Produktionen eingesetzt; auch da entfällt der Zwang zu Gastverpflichtungen.

Auf rund 800 000 Euro belaufen sich die Personalkosten für die Ballettmitglieder - „hier zu sparen, brächte nicht nur keineswegs die angestrebte Millionen, sondern wäre ausgesprochen kontraproduktiv“, meint Kükenhöner, dessen Sicht von Kulturdezernent Manfred Beck geteilt wird.

„Wir sollten alles daran setzen, die zweite Sparte zu erhalten“, sagt Beck; er erinnert an die Verdienste des Choreographen Schindowski und auch an die vom Land geförderte Arbeit im Bildungsbereich, die das „Aushängeschild“ geleistet habe. Im Übrigen habe die Compagnie schon in der Vergangenheit ihren Beitrag (Stellenabbau) zur Konsolidierung geleistet. Ohne eigene Truppe, so Beck, „ist das Zusammenspiel von Oper, Operette und Musical auf diesem hohen Niveau nicht mehr möglich.“

„Konstitutiv“ für den Gelsenkirchener Kulturbereich ist auch die Neue Philharmonie Westfalen. Vor ein paar Tagen hat der Arnsberger Regierungspräsident vorgeschlagen, der Kreis Unna möge seine finanzielle Beteiligung überdenken. „Dieses Landesorchester, diese seinerzeit vom ausdrücklichen Landeswillen getragene Fusion untergraben zu wollen, halte ich für abenteuerlich.“

Am MiR bleiben Geschäftsführer und Intendant Michael Schulz erst einmal gelassen. Dass das MiR stärker Werbung betreiben, öfter „raus in die umliegenden Städte“ gehen soll, ist beschlossene Sache. Aber: „Nur mit mehr Zuschauern und höheren Eintrittspreisen können wir die Million nie erwirtschaften.“ In den nächsten Wochen sollen weitere Überlegungen angestellt werden, aber „wir dürfen keinesfalls an den Qualitätsanforderungen schrauben, dann schrauben wir uns selbst runter.“