Gelsenkirchen. Schalke-Trompeter Wilhelm Plenkers bläst mit eigener Kneipe zur Attacke. Doch wenn sein Klub spielt, lässt er in Zukunft in Ückendorf fremdzapfen – und geht natürlich in die Arena.

Den Traum von einer Karriere als Berufsfan hegt Wilhelm Plenkers schon seit Jahren. Nun macht das Schalker Original, das seit über 30 Jahren zur Attacke bläst, Ernst. Trompeten Willy eröffnet in Ückendorf seine eigene Kneipe und startet als Musiker durch. Die Angst geht um in der blau-weißen Fan-Szene.

Die alles entscheidende Frage lautet: Wird die bekannte „Attacke“-Fanfare, die Willy bei fast jedem Spiel schmettert und die bundesweit zum Schalker Markenzeichen geworden ist, für immer verstummen? Der angehende Wirt gibt Entwarnung. „Der Landeplatz für den Hubschrauber ist zwar begrenzt, aber ich bin pünktlich zum Spiel in der Arena.“

Eröffnungsparty mit Live-Musik

Während Willy bläst, lässt er in seiner Kneipe fremdzapfen. Ein Fluggerät wäre aber von Vorteil. „Inne Kneipe - Zum Trompeten Willy“, so der Name, eröffnet an der Bochumer Straße 173 (ehemals Haus Stachowitz) unweit der Gesamtschule. Kein direktes Schalker Einzugsgebiet, aber Plenkers ist Optimist und lobt die Anbindung „Man kann vor dem Spiel in eine leere Bahn steigen und danach an der gleichen Haltestelle raus fallen.“

Trompeter Willy zeigt sein Wilmots-Trikot.
Trompeter Willy zeigt sein Wilmots-Trikot. © WAZ FotoPool

Über 200 Schals, unzählige Wimpel, Trikots und Spieltagsplakate zieren die Kneipe. Vier Wochen hat Willy umgebaut. Jetzt, am Sonntag, gibt’s einen Kneipentrödelmarkt (14 bis 18 Uhr), bei dem vorab in den Laden geschnuppert werden kann. „Hier haben sich 40 Jahre Gelsenkirchener Barock angesammelt, das Meiste wird verkauft.“ Offizielle Eröffnung ist am Samstag, 15. September, zum Heimspiel gegen Greuther Fürth. Am Tag vorher gibt es eine große Party mit Schlagersängern und Tombola. Die Tickets gibt es im Vorverkauf bei facebook.

„Ich habe 25 Jahre für die freiwillige Feuerwehr gekocht“

„Die Nachbarn freuen sich auf uns.“ Und dürfen sich auf einiges gefasst machen. „Wir haben viel vor, von der Böhse Onkelz-Party bis zum Tanztee für Senioren.“ Veltins wird die Gäste der 280 Quadratmeter großen Pinte mit Flüssigbrot versorgen, Küche gibt es auch. An Spieltagen serviert Willy die „Schalker Schlachtplatte“ (Currywurst, Frikadelle, Brühwurst), sonst ein Essen des Tages. „Ich habe 25 Jahre für die freiwillige Feuerwehr gekocht, meine Frau ist gelernte Fleischfachverkäuferin.“ Gattin Tanja Plenkers-Färber (33) findet sich in der Küche also auch zurecht und wird ihren Willy unterstützen.

Für das Ehepaar ist die Gastronomie ein Schritt in einen neuen Lebensabschnitt. „Wir wollen weg vom aufgestockten Hartz IV“, wünscht sich Wilhelm Plenkers. Der Dachdeckmeister arbeitet halbtags in seinem Beruf. Den will er neben der Kneipe, die von Mittwoch bis Sonntag und an Spieltagen öffnet, behalten. „Ich will meine Kinder und mich eigenständig ernähren.“ Gemeinsam hat die Familie vier Kinder.

Ein neuer Lebensabschnitt

„Einige sagen, jetzt dreht er ganz durch“, ist sich der Bismarcker bewusst, dass sein Plan hier und da belächelt wird. „Aber wer nichts wagt, gewinnt nichts“, bläst er zur Attacke. Es mangele nach Spielen unter der Woche an Kneipen. „Bedarf ist da.“

Ob das auch für Willy’s Musik gilt, davon dürfen sich die Fans auf Youtube überzeugen. Für das Projekt „Lattenschuss“, bei dem sich Fans verschiedener Vereine für friedlichen Fußball einsetzen, versucht er sich als Sänger. Mit Ruhrpottbarde „Magic Lauster“ hat er die Deutsche Nationalhymne auf CD eingespielt. Mit neuem Schalker Text versteht sich.