Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 tauscht vor dem Ende der Wechselfrist noch mal Personal aus. Ibrahim Afellay vom FC Barcelona hat den Medizincheck auf Schalke bereits bestanden, Jose Manuel Jurado soll an Spartak Moskau ausgeliehen werden. Der umworbene Kyriakos Papadopoulos bleibt auf Schalke.
An normalen Arbeitstagen wäre beim FC Schalke 04 heftig darüber diskutiert worden, dass Jefferson Farfan mit hoher Wahrscheinlichkeit für das erste Heimspiel der Saison am Samstag gegen den FC Augsburg ausfallen wird: Der peruanische Rechtsaußen, der sich beim Testspiel gegen Genua während des Trainingslagers in Kärnten eine Zerrung in der Kniekehle zugezogen hatte, erlitt am Donnerstagmorgen zum Abschluss der Übungseinheit einen Rückschlag und humpelte dick bandagiert vom Feld. Doch an diesem Tag war nichts normal auf Schalke, Farfans Pech wurde durch neue Nachrichten zur Nebensache degradiert.
Denn bevor an diesem Freitag das Sommertransferfenster in Deutschland geschlossen wird, ist Schalkes Aufgebot noch in Bewegung geraten. Zwar quantitativ nicht so extrem wie zu Zeiten von Felix Magath, als zum Ende der Wechselfristen voll besetzte Busse mit neuen Spielern vor der Geschäftsstelle anhielten, qualitativ jedoch von hoher Bedeutung: Ibrahim Afellay, niederländischer Nationalspieler vom FC Barcelona, wird für ein Jahr ausgeliehen, es sind nur noch Details zu klären; Jose Manuel Jurado, der in zwei Jahren auf Schalke nie glücklich wurde, soll für eine Saison an Spartak Moskau verliehen werden, auch in diesem Fall besteht Einigkeit bis auf Einzelheiten; und schließlich dürfen Schalkes Fans aufatmen: Der von Zenit St. Petersburg mit Macht und Millionen angestrebte Kauf von Kyriakos Papadopoulos ist vom Tisch, der Grieche hat sich trotz der Hartnäckigkeit der Russen für einen Verbleib auf Schalke entschieden.
Willkommensgrüße an Ibrahim
In Russland sind Transfers noch bis zum 4. September möglich, deshalb drängte der Fall Jurado nicht so sehr wie der Fall Afellay. Am Freitagnachmittag kamen der 26-Jährige und seine Berater auf Schalke an, der Medizincheck verlief anschließend problemlos. In Vorfreude twitterte Afellays Nationalmannschaftskollege Klaas-Jan Huntelaar: „Herzlich willkommen, Ibrahim, Training ist am Freitag um 16 Uhr. Nicht vergessen!“
Es ist davon auszugehen, dass der gebürtige Utrechter marokkanischer Abstammung tatsächlich am Abschlusstraining teilnehmen wird. Ob er schon für einen Einsatz am Samstag in Frage kommt, will Huub Stevens danach entscheiden. „Ich weiß noch nicht, in welcher Verfassung er ist.“ Stevens trainierte Afellay bereits in Eindhoven, damals nominierte ihn der Trainer als zentralen offensiven Mittelfeldspieler. In der niederländischen Nationalmannschaft spielte Afellay zuletzt auf dem linken Flügel, er könnte aber auch rechts Jefferson Farfan vertreten.
Schalke erhöht nun den Konkurrenzkampf in der Offensive enorm. Für den gerade erst aus Leverkusen geholten, ebenfalls flexibel einsetzbaren Tranquillo Barnetta wird es jetzt ganz schön eng, und selbst die starken Jungen Julian Draxler und Lewis Holtby dürfen nicht darauf spekulieren, dass Stammplätze für sie freigehalten werden.
„Wir verlieren Qualität, indem wir Jurado abgeben, deshalb führen wir neue Qualität hinzu“, erklärt Huub Stevens, der dem spanischen Ballzauberer mit dem fatalen Hang zum Phlegma durchaus eine Träne nachweint: „Jose ist ein Superspieler, aber er hat hier nicht gezeigt, was in ihm steckt. Und zwar nicht nur bei mir, sondern auch bei meinen Vorgängern.“
Signalwirkung für Huntelaar
Auch wenn Afellays Verpflichtung nicht zwingend notwendig erscheinen mag: Schalke wird nun auf hohem Niveau auf Ausfälle und Formkrisen reagieren können und muss sich vor den Strapazen dreier Wettbewerbe nicht fürchten. Zudem hat diese Verstärkung auch Signalwirkung nach innen: Klaas-Jan Huntelaar hat schließlich stets betont, seine Entscheidung über eine Vertragsverlängerung auch davon abhängig zu machen, wie sich Schalke für die Zukunft aufstellt.
Deshalb registrierte es der Bundesliga-Torschützenkönig auch mit Freude, dass Abwehr-Ass Kyriakos Papadopoulos auf Schalke bleibt. „Wenn eine Partei nicht zufrieden gestellt wird, funktioniert so ein Geschäft nicht“, erklärte Schalkes Manager Horst Heldt, der es „legitim“ nannte, dass sich Verein und Spieler mit der Möglichkeit eines Wechsels beschäftigten. 20 Millionen Euro Ablöse klangen verlockend, und auch der Innenverteidiger wäre ja keineswegs ärmer geworden. „Jeder kann sich denken, dass das Angebot von Zenit finanziell sehr lukrativ war“, bestätigte Papadopoulos. „Aber die Tatsache, dass ich hier bleibe, sagt doch alles darüber aus, wie ich zum Verein stehe.“ Und wenn nicht alles täuscht, wird der erst 20-jährige griechische Koloss in seiner Karriere ohnehin noch genügend Geldscheine zur Bank tragen können.