Gelsenkirchen. BUND und Kreisjägerschaft betreuen eine wilde Sandfläche in Horst. In dem geschützten Landschaftsbestandteil sollen bedrohte Insektenarten und Pflanzen ein Zuhause finden.
Hinter der Straße Auf dem Schollbruch in Horst erobert die Natur sich Stück um Stück und mit aller Macht ihren Platz zurück. Zwischen Bahndamm und Sportanlage stehen auf einer versteckten Sandfläche – dort, wo früher die Emscher floss – beinahe schulterhoch kanadische Goldrute, Greiskraut und andere dominante Pflanzen. Das ist der Kreisjägerschaft und dem BUND jedoch ein Dorn im Auge. Sie würden dort lieber andere Vertreter aus Flora und Fauna sehen. Deshalb gehen sie gegen die hartnäckigen Siedler vor.
Kaum zu glauben, aber erst im Januar hatten beide naturnahen Einrichtungen auf diesem Areal eine kreisförmige Fläche mit einem Durchmesser von knapp zehn Metern gerodet und gewissermaßen nichts als einen Sandkasten hinterlassen. Die Gesamtfläche hinter dem Bahndamm ist mindestens vier Mal so groß. Davon, dass das Gebiet komplett verwildert, halten weder Annette Schulte (49), Diplom-Biologin beim BUND, noch Stefan Lacher (49) von der Kreisjägerschaft etwas. Artenvielfalt ist das Stichwort.
Sandlaufkäfer und Wildbienen
„Diese Flächen müssen offengehalten werden“, sagt Lacher. Offenhalten – das bedeutet, pflegerische Maßnahmen durchführen. „Sonst würden hier nur Brombeeren, Birken, Kanadische Goldruten, Greiskraut und andere dominante Pflanzen wachsen.“ Auf lediglich fünf bis sechs verschiedene Pflanzen würde sich die Flora dann im ehemaligen Emscherbett beschränken.
Der Boden – Sandmagerrasen – würde überwuchert und z.T. bedrohte Insekten, die sich sonst dort ansiedeln würden, aber auch andere Pflanzen hätten keine Lebensgrundlage mehr. Im Sand zwischen den Pflanzen entdecken Annette Schulte und Stefan Lacher Spuren und Exemplare von Sandlaufkäfern und verschiedenen Wildbienen.
Wie ein Naturschutzgebiet
In den nächsten Jahren, so der Jäger und die BUND-Frau, werde man sicherlich damit weitermachen müssen. „Die Fläche ist ein geschützter Landschaftsbestandteil“, sagt die Diplom-Biologin. „Vom Status her ist das wie ein Naturschutzgebiet.“ Es reiche aber nicht aus, einfach ein Schild aufzustellen, das Areal müsse auch gepflegt werden. Bei Stippvisiten im März, Mai und Juli habe sie bereits feststellen können, wie schnell sich die unwillkommenen Pflanzen wieder angesiedelt haben.
Im Winter müssen wir die nächste Aktion starten“, sagt Stefan Lacher. Er sieht die geschützte Fläche seit Januar zum ersten Mal. Er ist hin- und hergerissen. Zum einen ist er erschrocken darüber, wie schnell Goldrute und Co. sich wieder breitgemacht haben, zum anderen empfindet er es als Teilerfolg, dass die Fläche nicht komplett zugewachsen ist. Bis zum Winter muss mit der nächsten Rodung gewartet werden, weil die Insekten, die dort jetzt kreuchen und fleuchen, jetzt Hochkonjunktur haben. Außerdem muss für so eine Aktion eine Genehmigung eingeholt werden.
Nächste Aktion mit Frontlader?
Für die nächste Aktion wollen BUND und Kreisjägerschaft nach Möglichkeit schweres Geschütz auffahren. Der Einsatz eines Frontladers, so Lacher, könnte viel nachhaltiger wirken. Mindestens zehn Prozent der Bodenschicht müsse abgetragen werden, um die Wurzeln der unliebsamen Gäste zu entfernen. Willkommene Flora-Vertreter für die Sand-Landschaft sind etwa das Zwergfilzkraut, das Raue Vergissmeinnicht und das Sandhornkraut. Die wachsen vornehmlich im Frühjahr.