Gelsenkirchen-Resse. Im Emscherbruch wurde jetzt auf dem Kleiweg ein vorübergehendes Fahrverbot angeordnet.
Sie winden sich im Kompost, schwimmen im Teich, ruhen sich am Bachufer aus oder sonnen sich auf Wirtschaftswegen: Ringelnattern. Die Kleinreptilien sind zurzeit wieder im Emscherbruch aktiv, wo Stadt und Regionalverband Ruhrgebiet besondere Schutzmaßnahmen für die bedrohte Tierart getroffen haben. Eine davon ist die derzeitige Sperrung des Kleiweges zwischen der Münsterstraße und der Siedlung Im Eichkamp. Noch bis Ende September dürfen Auto- und Motorradfahrer dieses Straßenstück nicht nutzen.
WAZ-Leserin Elke Pordom begrüßt diese Anordnung sehr. Allerdings kritisiert sie: „Niemand hält sich daran, weil die Schilder so unglücklich stehen, dass sie beim Rausfahren aus dem Eichkamp nicht gesehen werden.“ Die Schilder würden einfach aus Bequemlichkeit ignoriert. Sie hätte sich eine frühzeitigere Information gewünscht. Die Meinungen über das zeitweise Fahrverbot gehen in der Siedlung auseinander. Während einige Anwohner sich über den reduzierten Verkehr im Naturschutzgebiet freuen, beklagen andere, dass sie nun jeden Tag große Umwege fahren müssen. Zudem fragen sie sich, warum in Zeiten der Ringelnatter-Wanderschaft dann nicht auch die Münsterstraße gesperrt werde.
Anzahl an Nattern im Ruhrgebiet geht zurück
In den stadtnahen Lebensräumen des Ruhrgebiets sind die Ringelnattern längst ausgestorben, weil natürliche Flüsse und Bäche begradigt, Feuchtwiesen entwässert und bebaut oder in Äcker umgewandelt wurden. Allerdings gibt es zwei Ausnahmen: Im Dortmunder Nordosten und eben auch im Emscherbruch konnten noch deutliche Populationen nachgewiesen werden. Um diesen Bestand zu sichern und auszubauen, hat sich der Regionalverband verpflichtet, bei der Waldpflege im Emscherbruch auf die besonderen Lebensbedingungen der Nattern Rücksicht zu nehmen. So bleibt Schreddermaterial im Wald und am Wegesrand bewusst liegen, um den Ringelnattern zum Unterschlupf und zur Eiablage zu geben. „Wir gehen davon aus, dass im Emscherbruch mindestens 100 Ringelnattern leben“, erläutert Detlef Müller, Leiter der Unteren Landschaftsbehörde. Die Einrichtung der Stadt hatte zusammen mit dem Essener Büro Ökoplan dazu aufgerufen, Fundstellen von Ringelnattern zu melden. Mehr als 50 Hinweise auf junge Tiere, auf trächtige und alte Tiere, die in dem sumpfigen Waldgebiet an der Stadtgrenze zwischen Gelsenkirchen, Herten und Wanne-Eickel leben, gingen im vergangenen Jahr ein. Hinweise auf das Vorkommen und die Verbreitung ließen Schlussfolgerungen über die Wirksamkeit von Maßnahmen zum Natur- und Landschaftsschutz zu, so Müller.
Jetzt ist die Zeit der Eiablage gekommen. Aus den Eiern schlüpfen zehn bis 30 Junge, die bei Gartenfreunden für Überraschung sorgen können. Arno Geiger, Reptilienexperte des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz: „Gelegentlich nutzen Ringelnattern Komposthaufen zur Eiablage.“ Die Schlangen stellen für den Menschen allerdings keine Gefahr dar.