Gelsenkirchen. . Walter Meyer ist Betriebsleiter der Wäscherei in der Justizvollzugsanstalt Gelsenkirchen. Hier üben Insassen den Alltag. Die Vergangenheit seiner Mitarbeiter ist für ihn dabei „uninteressant“.
Die Arbeitshalle ist hell. Männer in blauer Arbeitskleidung falten hier Bettlaken, sie sind umgeben von riesigen Trocknern und Bügelwalzen. Die Geräte sehen neu aus. Es ist ziemlich warm. „Wir haben hier etwa 35 bis 40 Arbeitsplätze“, sagt Walter Meyer, während er an den Maschinen vorbeiläuft. Er ist Betriebsleiter einer Wäscherei. Das Besondere an seinem Arbeitsplatz ist, dass er sich hinter hohen Mauern und Sicherheitsdraht befindet. Die Mitarbeiter tragen keinen Blaumann, sondern ihre Häftlingskleidung. Der 48-Jährige ist Beamter im Werkdienst in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Gelsenkirchen. Seit 1998 arbeitet er dort.
Sein Arbeitstag beginnt um genau 6.32 Uhr, um 6.40 Uhr geht es für die Inhaftierten an die Arbeit. Kein Beruf für Langschläfer. Es wird gewaschen, getrocknet, gebügelt und gefaltet. „Es ist wichtig, dass vor allem junge Häftlinge einen geregelten Arbeitstag kennenlernen. Das brauchen sie für später, wenn sie die JVA verlassen“, erklärt Meyer. Viele der Arbeiten, die hier verrichtet werden, werden im Auftrag der JVA selbst übernommen. In der Wäscherei wird also die Wäsche anderer Häftlinge und anderer Justizvollzugsanstalten in Nordrhein-Westfalen gewaschen. In anderen Bereichen werden Mülleimer hergestellt, die dann auch in den Hafträumen stehen. Im Vordergrund bei allem steht jedoch die Resozialisierung der Insassen. Sonst säßen die Insassen fast den ganzen Tag untätig in ihrem Haftraum. Dank Werkdienst erhalten sie eine geregelte Tagesstruktur.
Nach der Arbeit am Detektor vorbei
„Ich arbeite bereits seit zwei Jahren hier in der Wäscherei. Vorher habe ich wahrscheinlich schon jeden Job hier in der JVA gemacht, aber die Wäscherei ist sozusagen das Nonplusultra“, so ein 40-jähriger Häftling. „Ich hoffe, dass ich in zwei Jahren die JVA verlassen darf. Dann hoffe ich, dass ich draußen auch in einer Wäscherei arbeiten kann.“ Er habe bereits Kontakte knüpfen können. Als jemand von außerhalb eine Maschine repariert hat, habe er erzählt, dass er eine Wäscherei habe.
Um 11.45 Uhr gibt es für die Mitarbeiter eine halbstündige Pause. Der Feierabend beginnt um 14.45 Uhr. Doch bevor die Häftlinge die Halle verlassen, müssen sie den Detektor passieren. Eine halbe Stunde später beendet auch Meyer seinen Dienst.
Drogenprobleme sind ein Thema
Seine Aufgabe besteht darin, den Häftlingen die Arbeit zu erklären und vor allem präsent zu sein. „Drogenprobleme sind hier schon ein Thema“, so Meyer. Es komme aber insgesamt zu wenig Zwischenfällen während der Arbeitszeit, da die Insassen einen Zeitlohn haben, also ausschließlich auf Basis der geleisteten Arbeitszeit ihren Lohn erhalten.
Die meisten Inhaftierten sind froh, Arbeit zu haben, betont Meyer. Schließlich kann man sich von seinem Verdienst Kaffee, Nikotin oder andere Güter leisten. Es gebe zwar auch Häftlinge, die gar nicht erst arbeiten möchten. Das sei aber selten der Fall.
„Hier wird jeder gleich behandelt“
In der JVA Gelsenkirchen befinden sich derzeit etwa 650 Häftlinge, davon rund 420 Männer. Die Justizvollzugsanstalt ist eine der größten in Nordhein-Westfalen. Es sind alle Arten der Strafen dabei – von der Kurzstrafe bis hin zur lebenslangen Haft. Die kriminelle Vergangenheit seiner Arbeiter interessiert Meyer aber meist nicht: „Für mich ist es uninteressant, was die Häftlinge gemacht haben, weshalb sie nun in der JVA sitzen. Und wenn man etwas über ihre Vergangenheit weiß, muss man damit umgehen können. Hier wird jeder gleich behandelt.“
Eine der größten Anstalten
Die JVA Gelsenkirchen ist, gemessen an der Zahl der Häftlinge, eine der größten Justizvollzugsanstalten in Nordrhein-Westfalen. Hier sind etwa 650 Personen inhaftiert, um die sich rund 400 Mitarbeiter kümmern. Die größte JVA in NRW ist Bielefeld-Senne mit fast 1700 Haftplätzen.
Die Inhaftierten arbeiten in der JVA in den verschiedensten Bereichen: So gibt es etwa eine Schlosserei, eine Lackiererei und die Wäscherei. Auch externe Betriebe haben Räume in der JVA. Dennoch ist die Arbeitslosigkeit in der JVA mit 50 Prozent sehr hoch.
Um Beamter im Werkdienst in NRW zu werden, benötigt man einen Hauptschulabschluss, eine abgeschlossene Berufsausbildung und die Meisterprüfung in einer für den Strafvollzug verwendbaren Einrichtung.