Gelsenkirchen. . Als JVA-Beamte am Dienstagmorgen in der Justizvollzugsanstalt Gelsenkirchen die Einzelzelle eines 37-Jährigen öffneten, bot sich ein schockierendes Bild. Insasse K. hat vermutlich Suizid begangen. Offenbar hat er sich in der Nacht in seiner Zelle erhängt. Was ihn dazu bewegt haben mag, war am Dienstag noch völlig unklar.

Nichts deutete darauf hin, dass Häftling K. irgendein Problem hatte. Im Gegenteil. Umso geschockter waren die Justizvollzugsbeamten der Frühschicht, als sie gestern Morgen um 6.15 Uhr routinemäßig die Zelle des 37-jährigen Mannes öffneten und K. tot vorfanden. Stranguliert mit einer Kordel.

Alles spricht für Suizid. Denn der Häftling hatte auf Grund seines positiven Vollzugverlaufs den Vorzug einer Einzelzelle. In der er sich, wie es scheint, nachts erhängt hat. Was ihn dazu bewegt haben mag, war am Dienstag noch völlig unklar. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen. Auch Häftlinge, mit denen er noch am Montag zusammen war, hatten nichts Ungewöhnliches an K.’s Verhalten bemerkt.

„Es lag grundsätzlich überhaupt keine Veranlassung dazu vor, sich Sorgen um den Mann zu machen“, sagte Carsten Heim, der Leiter der Justizvollzugsanstalt, am Mittag im Gespräch mit der WAZ deutlich betroffen. „Er hatte Arbeit und Außenkontakte.“ Tragische Fußnote: „Er wäre Ende August entlassen worden.“

Seit Juli 2011 saß K. seine Haftstrafe in Gelsenkirchen weiter ab

K., Jahrgang 1975, saß seit Ende März 2010 unter anderem wegen Körperverletzung ein. Seine Unterbringung in der JVA Gelsenkirchen wurde für die Dauer einer Ausbildung in einer Vollzugsanstalt in Geldern unterbrochen. Seit Juli 2011 saß K. seine Haftstrafe in Gelsenkirchen weiter ab. „Gemessen an dem, was Vollzug bewirken kann, hat er einen günstigen Verlauf genommen“, fasste Heim seinen positiven Eindruck des Häftlings zusammen.

So ein tragischer Vorfall, sagte der Gefängnis-Leiter, ließe niemanden unberührt. „Das legt sich wie ein Schleier über die Einrichtung.“ Besonders für die Vollzugsbeamten, die den Toten völlig unvorbereitet gefunden hätten, sei das ein sehr belastendes Erlebnis. Ein Notfall-Team der JVA habe sich der Beamten bereits angenommen, um ihnen zu helfen, das Erlebte zu verarbeiten.

Carsten Heim, seit Ende November vergangenen Jahres Chef der JVA an der Aldenhofstraße, erlebt so einen Fall zum zweiten Mal während seiner gesamten Dienstzeit. Und natürlich, räumt er ein, frage man sich da, ob es da nicht irgend etwas, auch nur irgendeine Kleinigkeit, einen Hinweis gab? Etwas, dass man vielleicht übersehen haben könnte? Aber es habe im Falle des Häftlings K. keinerlei Verdacht auf eine Gefährdung bestanden, beantwortet sich Heim die Frage selbst. Andernfalls hätte man den Häftling, dessen letzter ziviler Wohnsitz Dortmund war, nicht in einer Einzelzelle untergebracht.

Was im Knast in der Feldmark bleibt, sind viele Fragezeichen. Und Betroffenheit.