Gelsenkirchen. .

Die Massenschlägerei in der JVA Gelsenkirchen hat für einige Tage Leben und Arbeit hinter Gittern durchgewirbelt. Der Verdacht konzentriert sich, das Drogengeschäfte der Hintergrund sind. Die Insassen stachen mit Nagelscheren aufeinander ein.

„Im Moment ist es ungewöhnlich ruhig in der Anstalt. Unsere Maßnahmen haben wohl auch beeindruckt“, sagt der stellvertretende Leiter Ralf Bothge. Besuche, Freistunden oder auch Arbeitseinsätze hat es in den letzten Tagen nicht gegeben – als Reaktion auf die Vorfälle von Montag. „Aber langsam fahren wir den Betrieb wieder hoch, ab Anfang nächster Woche läuft auch der Arbeitsbetrieb wieder voll.“

Letzten Montag waren im Freistundenhof des Männerhafthauses B rund 45 Gefangene unterschiedlichster Nationalitäten aneinander geraten, schlugen und stachen teilweise mit Nagelscheren (seit einem Jahr werden sie in Gefängnissen durch Nagelknipser ersetzt), Scherben und Latten, die sie von Bänken abgebrochen hatten, aufeinander ein. Zwölf Männer wurden bei der Schlägerei leicht verletzt. Mit Unterstützung der Polizei stellten die Justiz-Bediensteten nach rund einer Stunde die Ruhe wieder her.

„Strukturen zerschlagen“

Die Ermittlungen zur Tat und den Ursachen wurden gleich aufgenommen – und erste Konsequenzen gezogen. Zwei Rädelsführer wurden umgehend in andere Justizvollzugsanstalten verlegt, auch um „Strukturen zu zerschlagen“, wie Bothge betonte. Mittlerweile hat es 17 Verlegungen gegeben, drei weitere stehen in Aussicht.

„Als Spekulation“ hatte die Anstaltsleitung zunächst die Gerüchte bezeichnet, Grund für die Schlägerei seien Auseinandersetzungen rivalisierender Banden im Drogenmilieu gewesen. „Doch es konkretisiert sich, dass Drogengeschäfte und die Verteilung innerhalb der Anstalt der Hintergrund sein dürften“, sagt Bothge. Drogen-freie Knäste sind wohl eine Illusion. Bothge wertet die Schlägerei in der Feldmark allerdings als Indiz für ein (aus Sicht der Dealer und Konsumenten) besonderes Drogenproblem – „die Menge hat eher abgenommen, sonst würde es so einen Verteilungskampf nicht geben.“