Die Uhr läuft gnadenlos ab, doch die Menschen kämpfen unbeirrt weiter. Entsprechend lautet die Wortwahl der Initiative „Neue Wege für Flöz Dickebank“, dass sie nach wie vor die verlängerte Frist bis zum 20. Juni nutzen will, um weiter für den Erhalt der historischen Siedlung zu kämpfen.
Einer der Wege ist dieser: Um auf den für den Ankauf geforderten und nach Auffassung der Initiative überzogen hohen Preis (7,37 Millionen Euro netto = ca. 8,3 Mio. Euro brutto) aufmerksam zu machen, hat sie kurzfristig die Bewohner zu den bestehenden Mängeln in und an den Wohnungen befragt. Dabei habe sich gezeigt, dass der Verfall der Siedlung angesichts der jahrzehntelangen Vernachlässigung durch die bisherige Eigentümerin Deutsche Annington so weit fortgeschritten sei, dass bereits Gesundheitsgefährdungen entstanden seien, teilt Jörg Skopal für die Initiative mit.
„Neue Wege Flöz Dickebank“ listet wie folgt auf: „So sind zum Beispiel trotz erfolgter Neuvermietungen immer noch elektrische Installationen mit zweiadrigen Leitungen und Blei-Wasserrohre vorhanden. Chemische Untersuchungen des Wassers haben eine vierfache Überschreitung des Grenzwertes nach der Trinkwasserverordnung ergeben. Die Bewohner können hieraus nur schlussfolgern, dass der Deutschen Annington die Gesundheit ihrer Mieter nicht besonders wichtig sein kann. Wenn sowohl der Brandschutz missachtet als auch Schwermetall-Vergiftungen der Bewohner in Kauf genommen werden, zeugt dies von der Verantwortungslosigkeit des Vermieters.“
Mietzahlungen unter Vorbehalt
Am Freitag schließlich hat die Initiative die gelisteten Mängel sowohl an die Deutsche Annington als bisherige Eigentümerin als auch an das Unternehmen Häusser-Bau GmbH als potenzielle Käuferin der insgesamt 180 Haushälften übergeben. Bei dieser Gelegenheit sei beiden Unternehmen darüber hinaus noch einmal deutlich gemacht worden, dass sich die Mieter als Reaktion nun ihr Recht auf Mietminderung ausdrücklich vorbehalten und alle Mietzahlungen ab sofort nur noch unter Vorbehalt erfolgen würden, teilte die Initiative jetzt mit.
Angst um eine Siedlung
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Als mögliches Rettungsmodell galt bekanntlich längere Zeit ein Kauf der Siedlung durch die Stadttochter Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH (ggw). Oberbürgermeister Baranowski hatte jedoch am 24. Mai in der Ratssitzung nach einem Besuch bei NRW-Bauminister Voigtsberger deutlich gemacht, dass ein Ankauf der Siedlung weder für die ggw noch für Stadt selbst finanzierbar sei, weil es keine entsprechenden Fördertöpfe geben würde. Mit Blick auf die Haushaltslage Gelsenkirchens hatte die Politik das Warum erläutert: Der Investitionshaushalt beträgt 24 Millionen Euro. Wenn acht Millionen genommen würden, um Flöz Dickebank zu kaufen, wäre ein gutes Drittel weg. Damit wären viele andere notwendige Investitionen und Pflichtaufgaben wie der U3-Ausbau unmöglich.
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