Dortmund.. Wenige Wochen, nachdem eine Frau eine “preiswerte“ Wohnung der Deutschen Annington anmietete, kündigte diese eine Modernisierung an. 100 Euro mehr Miete, das sind 36 Prozent mehr - nach einer im Brief angekündigten Modernisierung - sollte sie künftig zahlen. Ein heftiger Schlag ins Kontor.
Eine preiswerte Wohnung wollte die Mieterin: 272 Euro Kaltmiete für 70 Quadratmeter - das passte in ihr Budget. Die Frau, die ihren Namen nicht öffentlich nennen will, unterschrieb den Mietvertrag mit der Deutschen Annington zum 15. Januar 2012. Nur kurz nach dem Einzug kam Anfang Mai ein Brief vom Vermieter: 100 Euro mehr Miete, das sind 36 Prozent mehr - nach einer im Brief angekündigten Modernisierung - sollte sie künftig zahlen. Ein heftiger Schlag ins Kontor.
„Ich fiel aus allen Wolken,“ so die Frau, die über 3000 Euro in die Renovierung der Räume gesteckt hatte. „Die Wohnung hatte keine Fußböden, ich musste Fliesen und Laminat legen, tapezieren und streichen.“ Selbst wenn sie nach der Modernisierung eventuell 20 Euro Heizkostenersparnis hätte, wäre die Wohnung nun zu teuer für sie. Die Dame ging zum Mieterverein für Dortmund und Umgebung.
Anwalt: Grundsatz von Treu und Glauben verletzt
Rechtsanwalt Dieter Klatt vom Mieterverein weiß, dass „Modernisierungsmieterhöhungen regelrechte Mietpreisschocks auslösen“ können. Elf Prozent pro Jahr der Modernisierungskosten dürften Vermieter auf die Miete umlegen. Formal scheine das Vorgehen des Vermieters legal, aber „im konkreten Fall hätte die Deutsche Annington nach unserer Auffassung die bevorstehende Modernisierung bereits bei der Wohnungsanzeige und in den Vorgesprächen erwähnen müssen,“ so Klatt. Der Grundsatz von Treu und Glauben sei verletzt worden. Das Argument der Deutschen Annington, dass zum Zeitpunkt der Vermietung die endgültige Entscheidung über die Erneuerung des Wohnhauses noch nicht gefallen wäre, hält der Anwalt für eine „schlichte Ausrede“.
Philipp Schmitz-Waters, Pressesprecher der Deutschen Annington: „Wir durften die Modernisierung gar nicht erwähnen, da erst einmal alle Mieter hätten informiert sein müssen.“ Das sei bei Vertragsschluss nicht der Fall gewesen.
Die Neumieterin sieht sich von der Deutschen Annington „getäuscht“. Sie hätte die Wohnung nicht angemietet, wenn man ihr reinen Wein eingeschenkt hätte. Sie hat der Deutschen Annington mit Hilfe des Mietervereins trotzdem einen Kompromissvorschlag gemacht: „Ich würde drei Monate nach Abschluss der Arbeiten bis zu 50 Euro der angekündigten Modernisierungskosten akzeptieren. Diesen Vorschlag lehnte Annington ab. Schmitz-Waters: „Wir haben der Mieterin angeboten, noch drei Monaten länger die Ursprungsmiete zu zahlen, bevor die Erhöhung kommt. Das hat sie abgelehnt.“
Für Rainer Stücker, Geschäftsführer des Mietervereins, ist „die Vermietungspraxis der Deutschen Annington in diesem Fall als höchst zweifelhaft zu beurteilen.“ Er fordert das Unternehmen auf, den von der Mieterin gemachten Vergleichsvorschlag anzunehmen und „generell Wohnungsinteressierte ehrlich und vollständig über die Planungen des Unternehmen zu informieren.“