Gelsenkirchen.

Die Sonne lacht vom strahlend blauen Himmel und Holger Vortmann lacht mit ihr um die Wette. Er blickt nämlich auf ein rappelvolles Schwimmbad. Und das konnte er in diesem Jahr wahrlich noch nicht oft. „Wir haben seit Anfang der Woche täglich rund 500 Besucher hier,“ freut sich die 35-jährige Bad-Aufsicht über den Riesen-Ansturm auf das Jahnbad in Heßler.

Über diese Zahl können die Kollegen im Sportparadies nur milde lächeln. Dort tummelten sich allein gestern über 4000 Wasserratten und Sonnenanbeter auf dem großen Gelände. Die Schlange vor der Kasse wuchs in der Mittagszeit minütlich auf eine stattliche Länge, im Revierpark Nienhausen sah es nicht anders aus. Menschen jeden Alters mit bunten Bällen, Schwimmflügeln und Matratzen unterm Arm standen geduldig an mit der herrlichen Aussicht auf kühle Fluten, spritzende Wellen und grüne Liegewiesen.

Volle Anlagen

„So viele schöne Tage am Stück mit so hohen Temperaturen gab’s in diesem Jahr ja noch gar nicht“, blickt auch Monika Schmidt von der Stadttochter GEW, Sprecherin für Sportparadies und Bäder, zufrieden auf die vollen Anlagen voller fröhlicher Gäste. Denen steht in Gelsenkirchen ein attraktives und sehr kontrastreiches Bad-Angebot zur Verfügung.

Das traditionsreiche, gemütliche Jahnbad auf der einen Seite, oder das mit allen Spaß-Schikanen ausgestattete Sportparadies oder der Revierpark mit jeder Menge Wellness-Angeboten auf der anderen.

Bernd Hüch und Günther Pilz lieben das Jahnbad, stürzen sich bei den aktuellen Temperaturen fast täglich in die Fluten des 50 Meter langen Sportbeckens. Günther Pilz: „Wir wohnen nur ein paar Minuten vom Freibad entfernt. Es ist schön familiär hier, da kennt fast jeder jeden. Man kann alles liegen lassen, da wird auch nichts geklaut.“ Sogar echte Freundschaften seien hier auf den Wiesen und Bänken schon geschlossen worden.

Charme des nostalgischen Stadtteilschwimmtreffs

Das Jahnbad gleich im Schatten des Fußballstadions versprüht den Charme des nostalgischen Stadtteilschwimmtreffs. Riesenrutsche, Spielplatzrummel, Mega-Bespaßung, Fehlanzeige. Stattdessen ein Becken mit drei Bahnen, in denen auch bei schlechtem Wetter pro Tag rund 45 Stammgäste treu ihre Runden ziehen.

„Die kennen wir alle“, sagt Schwimmmeister Farjallah Karmel. Der 36-Jährige betreut zusammen mit seinem Kollegen Vortmann die Anlage. Wer hier arbeitet, hat alles im Blick: die Badenden, aber auch den Rasen, der gemäht werden muss, oder die Umkleidekabinen, die gerade wieder in frischem Lila und Grün erstrahlen.

Sprungturm umlagert

Iris Kanowski wohnt nicht gleich nebenan, sondern in Schalke, und ist dennoch seit vielen Jahren begeisterte Jahnbad-Besucherin: „Dafür lohnt sich die Anfahrt“, sagt die 41-Jährige und breitet das Badetuch auf der Wiese aus, während sich der 13-Jährige Sohn bereits vom Beckenrand abstößt. Er kennt das Schwimmbad von Kleinkindtagen an, denn ein Planschbecken gibt es auch hier.

Dazu Tischtennisplatte, Basketballkörbe und Liegewiesen satt. Die breiten sich auch rund um die blauen Becken im Sportparadies aus. Auf 48 000 m² Außenfläche tobt hier in dieser Woche das pralle Freibad-Leben. Der Sprungturm ist dicht umlagert, selbst aus 7,50 Meter Höhe geht’s einer nach dem anderen ab in die Tiefe. Einer, der immer wieder hoch klettert, ist der 15-jährige Justin aus Wattenscheid. Mutter Beate Jonetzko (38) und Schwester Corina (12) schauen von der Bank aus zu.

Und Franziska Kniza vom Beckenrand aus. Die 18-Jährige hat erst vor ein paar Tagen erfolgreich ihre Ausbildung beendet und arbeitet im Sportparadies als Fachangestellte für Bäderbetriebe: „Bei diesem Wetter macht die Arbeit hier noch mehr Spaß.“ Sidar Ucan vom Eisstand geht es genauso: „Die Nachfrage ist groß.“ Spricht’s und reicht das nächste Hörnchen weiter. Wie alle hofft sie, dass das Wetter noch lange so anhält.