Gelsenkirchen. . Der Regensommer verhagelt den Freibädern die Besucherzahlen. Auch dem Jahnbad. Aber von einer Schließung ist noch keine Rede.
Für Klarstellungsbedarf sorgte dieser Tage eine Zuschrift einer WAZ-Leserin ob der Sorge, dass das traditionsreiche Jahnbad geschlossen werde – der Betreiber, die Gesellschaft für Energie und Wirtschaft mbH (GEW) reagierte prompt. Das Dementi von Monika Schmidt, Sprecherin von Sportparadies und Bäder, ist unmissverständlich: „Das Freibad wird nicht geschlossen. Fakt ist, dass die Anlage je nach Wetterlage geöffnet und geschlossen wird.“ Das habe man der Leserin, die in dieser Angelegenheit zugleich noch den Kontakt zur GEW gesucht hatte, auch schriftlich mitgeteilt.
Ein offenes Geheimnis ist aber auch, dass das Freibad in Hessler, im Schlagschatten des Jahnstadions – und da befindet es sich sicherlich in bester Gesellschaft mit anderen, ähnlichen Freizeitanlagen – stark defizitär ist. Reich werden können die Betreiber damit nicht.
Und so ist es nicht verwunderlich, dass Monika Schmidt dem Schließungsdementi ein „im Augenblick“ hinzufügt. Soll heißen: Auch oder gerade die GEW, ein Tochterunternehmen der Stadt, kommt in Zeiten erschreckend leerer Kassen möglicherweise nicht umhin, das familiäre Oldie-Bad mit seinem 50-Meter-Becken auf die Streichliste zu setzen. „Das aber ist eine Entscheidung des Gesellschafters“, sagt Schmidt. Und die sei nicht gefallen.
Andere springen in die Bresche
Noch nicht. Weil derzeit andere Geschäftszweige, etwa das weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Sport-Paradies, die tierisch tolle Zoom-Erlebniswelt oder die Hafenbetriebsgesellschaft (Gelsen-Log.) in die Bresche springen.
Wie viele Gäste die Badeanstalt monatlich aufsuchen müssten, so dass der Betrieb einigermaßen gut über die Runden käme, das wollte die Marketingchefin nicht verraten. Und etwaige Vergleichszahlen zu Vormonaten und -jahren ließen sich nach ihren Angaben „nicht darstellen“ – was umso mehr erstaunt, als dass jede gut geführte Firma alle Kostenstellen akribisch verwaltet, um bei roten Zahlen rechtzeitig gegensteuern zu können. Wohl aber zeichnete Monika Schmidt ein Bild der vergangenen Wochen, das stark korrespondiert mit der städtischen Szenerie: „Der Bäderbetrieb ist kein gesundes Geschäft. In der jüngsten Vergangenheit hatte die Einrichtung keine zehn Gäste.“ Verständlich. Bei dem Dauerregen will man/frau am liebsten noch nicht mal den Hund vor die Tür schicken.
Dem Paul sein Bad
Was aber tun der Schwimmmeister, die Reinigungskraft und der Mann oder die Frau an der Kasse, wenn das Bad wegen anhaltender Regenmassen schließt und selbst hartgesottene Anwohner, meist Alteingesessene, darauf verzichten, in Ruhe ihre morgendlichen Bahnen zu ziehen? „Ganz einfach“, sagt Schmidt, „das Personal wird anderorts eingesetzt – etwa im Sport-Paradies. Wartungs- und Reparaturarbeiten zum Beispiel gibt es immer zu erledigen. Und weil ja gerade Urlaubszeit ist, gibt es in den anderen Bädern immer auch Lücken, die so nahtlos geschlossen werden können.“
Wohlgemerkt. Lücken im laufenden Betrieb. Und (noch) nicht der Betrieb selbst.