Gelsenkirchen.
Stephanie Albers ist schlichtweg empört: „Herrliches Wetter, 24 Grad, Sonnenschein – und am 1. Mai, dem eigentlichen Datum für die Eröffnung der Freibadsaison, bleiben das Jahnbad, das Freibad Sportparadies sowie das Freibad im Gesundheitspark Nienhausen definitiv geschlossen.“ Für sie, die sich so auf die Saison gefreut hat, „um endlich unter freiem Himmel schwimmen zu können“, gehört das eindeutig in die Kategorie Flop.
In der Tat: Während in Nachbarstädten die Freibäder zum Traditionstermin (wenigstens zum Teil) geöffnet worden sind, herrscht in Gelsenkirchen aktuell quasi Badeverbot. Für die Betreiber ist das vornehmlich eine Frage der Kosten. Monika Schmidt, Leiterin der Abteilung Marketing und Kommunikation im Sportparadies, redet nicht lange um den heißen Brei: „Sicherlich geht es ums Geld. Wir können die Bäder nicht öffnen, wenn die Wetterlage einen ordentlichen Besuch nicht hergibt.“ Was im Umkehrschluss bedeutet: Erst wenn ein stabiles Hochdrucksystem dauerhaft einen akzeptablen Zuspruch der Anlagen an der Adenauerallee und an der Kanzlerstraße (Jahnbad) verspricht, wird geöffnet.
60.000 Euro wurden investiert
Welche Gradzahl dafür erreicht sein muss, das wollte Schmidt nicht verraten. Aber dies: „Die Instandsetzungen sind abgeschlossen. Die Schäden waren trotz der knackigen Minusgrade im letzten Winter nicht so umfangreich, wie in dem Jahr zuvor.“ 60.000 Euro seien insgesamt investiert worden, um beide Bäder auf Vordermann zu bringen.
Im Gesundheitspark Nienhausen stoßen sie ins gleiche Horn. Verwaltungsleiter Michael Kurtz sieht aufgrund der herrschenden Wetterlage keinen Ansatz für eine Öffnung des Bades. „Wir sind auch mit der Instandsetzung später dran, weil der Regen im April einen Anstrich des Beckens fast unmöglich machte.“ Für die zweite Maihälfte aber, sagt Kurtz, sei die Öffnung eingeplant.
Im Freibad
Stephanie Albers dürfte auch das zu kryptisch sein. Sie erkennt eine Servicewüste: „In den Webseiten der Betreiber sind bezüglich der Öffnungszeiten überhaupt keine Informationen zu finden.“ Und macht als langjähriger Stammgast des Jahnbades aus ihrem Herzen keine Mördergrube: „Ganz anders ist es in den letzten Jahren gewesen, pünktlich am 1. Mai durfte man im Freien schwimmen gehen. Auch bei schon schlechterem Wetter war das kein Problem. Die Sturheit der Gelsenkirchener Badbetreiber in diesem Jahr empfinde ich schon ziemlich befremdlich, da es doch offensichtlich in anderen Städten möglich ist, den Bürgern den Zugang zu gewähren.“
Aushilfen gesucht
Die Zurückhaltung der Betreiber gründet sich offenkundig auf wirtschaftliche Betrachtungen. Der Sommer 2011 fand hauptsächlich im April statt. Mit Beginn der Saison kam der Regen. Die Besucherzahlen rutschten in den Keller wie die Kids ins Becken: mit hohem Tempo. Das Sportparadies verzeichnete von Mai bis Ende August 138.000 Besucher und damit 25.000 weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Jahres 2010. In die Fluten des Jahnbades sprangen nur 5690 Schwimmer – 6500 weniger als im Vorjahr. Und der Gesundheitspark Nienhausen registrierte: Vom 1. Mai bis 5. September 2011 besuchten nur rund 10.000 Menschen das Bad, 31.000 Besucher (ca. 75 Prozent) weniger als im Vorjahr.
Das Sportparadies und das Jahnbad gehören zur Gesellschaft für Energie und Wirtschaft mbH (GEW). Für beide Einrichtungen werden für die anstehende Sommersaison noch dringend Aushilfskräfte gesucht. Wer also Lust hat, sich einen Euro nebenher zu verdienen und im Besitz des DLRG-Abzeichens Silber ist, kann sich ab sofort bei Frank Hansch bewerben.
Der Bereichsleiter Hallen- und Freibäder im Sportparadies ist zu erreichen unter 9 54-32 40.