Gelsenkirchen. . Schön langweilig heut? Manchem Ferienkind mag es in diesen herbstlichen Schmuddeltagen so vorkommen. Nicht aber Giraffe, Nashorn und Co. Damit bei den Bewohnern von Afrika, Asien und Alaska erst gar kein Dauergähnen aufkommt, sorgen die Tierpfleger in der Zoom Erlebniswelt für gute Laune dank intensiver Bespaßung.
Die WAZ stellt in ihrer Serie „Tier-Training“ in loser Folge erstaunliche Beschäftigungstherapien für Zootiere vor. Im Seelöwenbecken knubbelt es sich. Silbrig glänzende Felle tauchen elegant auf und wieder unter, Barthaare recken sich in die Höhe, Wasser spritzt in die Höhe. Das sieht perfekt nach guter Laune aus. Damit die höchst intelligenten und quirligen Robben bei ihrem munteren Treiben aber auch noch was Sinnvolles lernen, stehen die beiden Tierpflegerinnen Sina Rönn (30) und Katharina Eck (23) bereit.
Trainieren mit den Seelöwen
Bewaffnet mit ganzen Eimern voller Fische. Mit Hilfe von Sprotten, Heringen und Makrelen verwandeln die Tiertrainerinnen Tag für Tag das Wasserbassin in ein Fitnessstudio für die Seelöwen. Trainiert wird im stillen Kämmerlein abseits der großen Anlage, in der die Zoobesucher später den pfiffigen Robben bei ihren Kunststücken auf die Flossen schauen dürfen.
Nachwuchs im Zoom
Jede Robbe reagiert auf Handzeichen. Auf ein, zwei am Anfang der Lehrjahre, später können sie ein ganzes Alphabet an Regeln mühelos lesen. Sina Rönn gibt zuerst ein Zeichen mit der Pfeife. Die Aufmerksamkeit des Löwen ist geweckt. Dann eine kleine Bewegung mit der Hand und der mächtige Koloss schwingt sich wie im Gleitflug aus dem kühlen Nass auf den Beckenrand. Gut gemacht, der tote Fisch fliegt ins Maul. Noch eine Handbewegung und Seelöwin Ottilie, 2005 in Gelsenkirchen geboren, öffnet das Maul. Und bekommt ihre Makrele.
Ottilie kann noch mehr. Kann mit den Flossen klatschen und sich die Augen zuhalten, kann stille halten und sich streicheln lassen. „Aber immer nur, wenn sie den Lust hat“, betont Sina Rönn. Denn Seelöwen sind auch kleine Sensibelchen: „Wie lange trainiert wird, bestimmt allein das Tier.“
Spielerisch Verhaltensmuster lernen
Das Training dient allerdings nicht nur der Beschäftigungstherapie. „Was die Tierpfleger hier absolvieren, ist ein Medical Training“, erläutert Zoosprecherin Sabine Haas. Heißt: Die Tiere lernen spielerisch bestimmte Verhaltensmuster, die später der medizinischen Vorsorge und der Behandlung durch den Tierarzt zugute kommen.
Sie können auf Kommando das Maul öffnen und erleichtern dem Arzt die Zahnkontrolle. Sie lassen sich streicheln und können so bei Hautproblemen problemlos untersucht und, falls nötig, auch mit Salbe eingeschmiert werden. Flossen untersuchen? Auch kein Thema, die reichen die Robben gerne tropfnass, und Arzt oder Pfleger können zugreifen. Blutabnahme, Spritzen geben oder sogar Ultraschalluntersuchungen werden so zum tierischen Kinderspiel.
Springen, tauchen, Unsinn machen, die 21 Seelöwen im Gelsenkirchener Zoo, darunter drei Jungtiere, sind intelligente und friedliche Schnelllerner. „Manchmal zeigen sie uns sogar von selbst, was sie können, einen Salto zum Beispiel“, sagen die Tierpflegerinnen. Langweilig wird’s mit diesen Löwen nie.