Gelsenkirchen. In der Insolvenz hing die Zukunft von Scheuten Solar am seidenen Faden. Der Betriebsrat erlebte Monate voller Sorgen und schwieriger Verhandlungen und eine Übernahme-Einigung in letzter Minute.

Die Ungewissheit ist verschwunden, doch die Freude über die Last-Minute-Rettung für die Modulproduktion bei Scheuten Solar ist längst nicht ungetrübt. „Nach Verhandlungen mit vielen Höhen und Tiefen stand Anfang Juni fest, dass es nur für 40 Mitarbeiter am Standort Gelsenkirchen weiter geht, weitere 130 werden für sechs Monate in eine Transfergesellschaft gehen“, resümiert jetzt der Betriebsratsvorsitzende Matthias Wilms. Was ihn und den Betriebsrat besonders trifft, ist „die Trauer über den Verlust der Arbeitsplätze von rund 160 Menschen, die alle lieb gewonnene und fähige Kollegen waren.“

Betriebsrat hat Unterstützung erfahren

Für 16 Mitarbeiter, die sich gegen die Transfergesellschaft entschieden haben, kam es mittlerweile zur betriebsbedingten Kündigung. Zudem konnten einige Zeitverträge nicht verlängert werden. In der schwierigen Situation, so Wilms, habe der Betriebsrat Unterstützung erfahren – durch die Gewerkschaft, die Stadtspitze, die Wirtschaftsförderung, die Agentur für Arbeit und die beiden lokalen SPD-Landtagspolitiker. „Es ist mir ein persönliches Anliegen, mich dafür zu bedanken“, betont Wilms, der sich Anfang des Jahres kaum Hoffnung auf ein halbwegs glückliches Ende gemacht hatte. „Schon vor der Insolvenz hatte sich der Betriebsrat in Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung auf die Suche nach einem Investor begeben und da bereits feststellen müssen, dass es in einer schwierigen Marktsituation mit enormem Preisverfall alles andere als einfach werden würde“ – trotz motivierter Belegschaft und guten Produkten.

Schwierige Marktsituation

Der Antrag der deutschen Scheuten-Gesellschaften auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens am 29. Februar traf die Belegschaft laut Wilms „wie ein Schlag. Die Befürchtung, dass nun eine schnelle Abwicklung der Insolvenz und die Auflösung des Unternehmens bevorstehe, hat sich zu zum Glück nicht bewahrheitet.“ Die Essener Kanzlei Depping Nikolaus & Partner übernahm die Insolvenzverwaltung. Und auch hier wurde der Betriebsrat angenehm überrascht. „Ich musste relativ schnell feststellen, dass die Vorurteile nicht zutrafen und man gemeinsam in gutem Klima nach einer Lösung für das Werk suchen wollte“ – und das in der „aktuell schwersten Krise der Solarindustrie“.

Nach vielen Verhandlungen blieben schließlich „zwei mögliche Investoren übrig, von denen dann einer kurzfristig noch absprang.“ Der Spielraum war also gehörig eingeengt. Und auch mit der verbliebenen Aiko Solar Gruppe, die schließlich zum Zuge kam, „stand das Scheitern einige Male kurz bevor“. So erklärt sich wohl auch das Ergebnis mit massivem Personalveränderungen. Wilms: „Es ging so weit, dass bereits eine Personalversammlung einberufen war, bei der die Schließung des Werks bekannt gegeben werden sollte.“ 20 Minuten vor Beginn kam es zur „rettenden Einigung“.