Gelsenkirchen. Die abakus solar AG sieht sich bei Umsetzung des Minister-Vorschlages zur Kürzung der Solar-Förderung vor großen Herausforderungen. Zu stark tobt der Preiskampf auf dem Markt, zu groß ist die Konkurrenz aus Asien und Amerika, zu wenig Rückendeckung gibt es von den politischen Entscheidungsträgern in Berlin.
„Energizing a clean future“ heißt das Firmenmotto der abakus solar AG. Die Gelsenkirchener Firma hat es sich zum Ziel gesetzt, eine saubere Zukunft mit Strom zu versorgen. Eine Zukunft, die erst durch ihr Zutun, nämlich ökologisch nachhaltigen Strom zu produzieren, sauber werden kann. Mit der im Bundeskabinett beschlossenen Kürzung der Förderung von Solaranlagen, könnte diese saubere Zukunft aber in weite Ferne rücken.
Zu Beginn der Woche musste mit Scheuten Solar ein Gelsenkirchener Hersteller von Solarmodulen vorläufige Insolvenz anmelden. Zu stark tobt der Preiskampf auf dem Markt, zu groß ist die Konkurrenz aus Asien und Amerika, zu wenig Rückendeckung gibt es von den politischen Entscheidungsträgern in Berlin. „Was da entschieden worden ist, ist ohne jeden Zweifel für die gesamte Branche existenzbedrohend. Insbesondere für die Handwerker, denen ein Markt wegzubrechen droht“, beschreibt Walter Burscheid, Finanzvorstand der abakus solar AG, die Situation.
"Wir müssen uns auf einen harten Kampf einstellen"
Und auch für seine eigene Firma sieht das Vorstandsmitglied Handlungsbedarf. Und der könnte drastisch ausfallen. „Wir haben die Möglichkeit, auf andere Hersteller auszuweichen, weil wir in der Produktionskette einen Schritt später einsteigen als Scheuten Solar. Aber auch wir sind dort seit vielen Jahren Kunde. Wir müssen uns auf einen harten Kampf einstellen.“
Anpassungen müsse seine Firma vornehmen, wenn die Vorstellungen von Wirtschaftsminister Philipp Rösler und Umweltminister Norbert Röttgen Gesetz werden. „Uns bleibt wenig Spielraum. Wir müssten mehr Umsatz im Ausland generieren. Natürlich müssen wir auch über Personalkosten nachdenken.“ Im Klartext: Die Minister-Entscheidung bedroht Arbeitsplätze in Gelsenkirchen.
„Wir hoffen auf den Bundestag und dass es noch Veränderungen gibt. Eine zeitliche Verschiebung der Einführung würde uns mehr Zeit für die Anpassung geben. Vielleicht kann man auch die Höhe der Reduzierung noch moderater gestalten. Studien rechnen mit einem Umsatzrückgang von bis zu 80 Prozent. Das könnte niemand ohne weiteres kompensieren“, erklärt Burscheid.
„Da ist also noch viel Luft nach oben“
Hart traf auch den Journalisten Tom Jost die Nachricht des Vorhabens von „RöRö“, also Rösler und Röttgen, wie Jost sie nennt. „Es ist haarsträubend“, sagt er. Gemeinsam mit mehr als zwei Dutzend Mitstreitern will er eine Genossenschaft gründen, die in Gelsenkirchen Solaranlagen baut. „Der energetische Mittelstand wird mit so einer Entscheidung kurz und klein gemacht.“
An ein Ende der Solarenergie glaubt er aber nicht. „Wir sind auch weiterhin wild entschlossen, die Genossenschaft zu gründen. Auch wenn die Rendite deutlich kleiner ausfällt, gibt es genügend Menschen, die sich unabhängig machen wollen vom Preis der großen Konzerne“, sagt Jost.
Potenzial für mehr als 200 Megawatt Solarstrom-Leistung hat Gelsenkirchen, erst 7,5 Megawatt sind bislang erschlossen. „Da ist also noch viel Luft nach oben“, sagt Jost. Allerdings müssen sich Solar-Willige noch genauer informieren, mit noch spitzerem Bleistift rechnen und auf jede Menge Rendite verzichten.
„Mir erschließt sich nicht, wie dieser Minister-Vorschlag mit der angestrebten Energiewende in Einklang zu bringen ist und ich habe noch niemanden gefunden, der es mir plausibel erklären kann“, beschreibt es Walter Burscheid.