Gelsenkirchen. 133 Privatinsolvenzen gab es in Gelsenkirchen im vergangenen Jahr. 14 der überschuldeten Personen waren älter als 60 Jahre. Ein wachsendes Problem. Die Verbraucherzentrale rät, sich eingehend beraten zu lassen, denn viele Kostenfaktoren könnten meist beseitigt werden.
Mit dem ersehnten Eintritt ins Rentenalter beginnen für viele Menschen die Existenzängste. Sie stehen vor einem finanziellen Chaos. Die laufenden Kosten und angehäufte Schulden fressen die Rente fast auf. 133 Privatinsolvenzen begleitete die Gelsenkirchener Verbraucherzentrale im letzten Jahr. 14 überschuldete Bewohner waren älter als 60. Wie begegne ich dem finanziellen Kollaps, wo kann ich sparen, welche Versicherungen sind überflüssig, welche Zahlungsprioritäten setze ich? Die Beratungsstelle an der Luitpoldstraße beteiligt sich an der bundesweiten Aktionswoche vom 18. bis 22. Juni. Sie steht unter dem Motto: „Bis gestern ging’s noch: Alter – Armut – Schulden!“
In Gelsenkirchen ist die finanzielle Situation für Ältere besonders gravierend. Prekäre Arbeitsverhältnisse oder der Jobverlust treiben immer mehr Bürger in die Abhängigkeit von öffentlichen Transferleistungen. Nur die wenigsten Bewohner arbeiten noch bis zum 65. Lebensjahr. Entsprechend geringer fällt ihre Rente aus.
Miete und Energiekosten vor allen anderen Verpflichtungen zahlen
„Wir wollen mit unserer Aktion Betroffene, aber auch Angehörige sensibilisieren, sich mit dem Thema Überschuldung auseinander zu setzen“, sagt Astrid Simon, VZ-Schuldnerberaterin. Viele ältere Menschen scheuten aus Scham den Gang zu Beratungsstellen. Simon: „Sie zahlen weiter ihre Kreditraten und geraten immer tiefer in die Schulden.“
Auch bei düsterer Finanzlage sollten Miete und Energiekosten vor allen anderen Verpflichtungen gezahlt werden, raten die Experten. Hilflos sind Senioren vor allem dann, wenn die Partner verstorben sind. Häufig seien sie aufgrund der emotionalen Belastung nicht in der Lage, den Überblick über ihre prekäre finanzielle Situation zu behalten. Und mit Unterstützung von Angehörigen, glaubt Astrid Simon, könne man heute weniger rechnen als noch vor Jahren. Das soziale Gemeinschaftsgefühl habe sich deutlich verändert.
Schweigen aus Scham
Und wie können sich Senioren aus der Finanzfalle befreien? Schon bei der Auflistung der Kosten in einem Haushaltsbuch sollten die Schwachstellen überprüft und korrigiert werden. Dabei könnte sich manch teure Versicherung als unnötig entpuppen. Auch sparsamerer Umgang mit Energie oder ein Tarifwechsel beim Stromlieferanten könnte den Etat entlasten.
Wer als Rentner durch eine Minirente auf zusätzliche Grundsicherung im Alter angewiesen ist , kann möglicherweise von den Rundfunkgebühren befreit werden. Doch oft, so die Erfahrung von Astrid Simon, werde aus Scham nicht über Geldprobleme geredet, geschweige denn ein Antrag auf Grundsicherung gestellt. Astrid Simon fordert ältere Bürger auf, sich in der Verbraucherzentrale oder beim Diakoniewerk oder der Gafög beraten zu lassen. „Auch wenn wir im Normalfall geringe Gebühren erheben müssen, geht niemand ohne Beratung nach Hause.“