Die Zahl der Privatinsolvenzen in Gelsenkirchen steigt. 157 Menschen standen im vergangenen Jahr vor dem Bankrott, zwei Jahre zuvor waren es 123. Die Wirtschaftskrise kommt laut Verbraucherzentrale verzögert bei den Menschen an.
Die Zahl der Privatinsolvenzen in Gelsenkirchen steigt. 157 Menschen standen im vergangenen Jahr vor dem Bankrott, zwei Jahre zuvor waren es 123. Die Wirtschaftskrise kommt zeitlich verzögert bei den Menschen an.
Die Arbeitslosigkeit sei ein wichtiger Faktor für eine Überschuldung, weiß Schuldner- und Insolvenzberaterin Astrid Simon: „Es sind häufig nicht einkalkulierbare Ereignisse wie Krankheit, Trennung oder der plötzliche Verlust des Arbeitsplatzes, die zu einer Überschuldung führen.“ Sind die Rücklagen aufgebraucht, fehlt das Geld für Neuanschaffungen etwa einer Waschmaschine oder neuer Reifen fürs Auto. Dann wird auf Pump gekauft und die Spirale setzt sich in Gang.
724 Menschen beriet Astrid Simon laut des jüngst vorgestellten Geschäftsberichts 2010 der Verbraucherzentrale im vergangenen Jahr. Während bei den meisten eine Lösung mit den Gläubigern gefunden wurde, blieb für die 157 kein anderer Weg als die Privatinsolvenz. Gerade junge Menschen (unter 30 Jahren) gerieten immer häufiger in die Schuldenfalle. Das Konsumverhalten habe sich geändert, sagt Simon. Per Mausklick werde viel mehr im Internet bestellt, durch die Abbuchungen vom Konto aber der Überblick verloren. Häufig fehle es an der Finanzkompetenz. Durch die Werbung würden nicht nur bei Jugendlichen Bedürfnisse geweckt, die realistisch nicht finanzierbar seien.
Eine Schnittstelle mit der allgemeinen Verbraucherberatung bildet der Energiesektor. Über einen längeren Zeitraum gesammelte, nicht bezahlte Stromrechnungen führten in manchem Haushalt zur Stromsperre. Hinzu kommen schlecht gedämmte Wohnungen, die den Stromzähler schnell laufen lassen. Zum Strom- und Gasmarkt ist der Beratungsbedarf groß. Besonders nachgefragt sind momentan Informationen über neue Anbieter, nachdem die Ele Verteilernetz einem Troisdorfer Energiediscounter den Zugang zum Netz abgeklemmt hat. „Den Verbrauchern geht es immer mehr darum, insbesondere seit Fuku-shima, Ökostrom zu bekommen“, sagte Beratungsstellenleiterin Ute Helfferich. Doch in dem Tarifdschungel lauern Fallen. Ihr Rat: Abstand von Angeboten mit Vorauskasse nehmen. Geht der Strom- oder Gasanbieter Pleite, ist das Geld in der Regel weg.
Neben den Rechtsberatungen, dem Klassiker der Verbraucherzentrale, nimmt der Bereich Telekommunikation einen wichtigen Stellenwert ein. Von Problemen mit DSL- und Telefonanschluss bis hin zu kostenträchtigen Voreinstellungen beim Handy reichten die Fragen. Nach wie vor rangierten Beschwerden über ungebetene Telefonwerbung unter den Dauerbrennern. Mit Gewinnspielen und Lotterien, bei denen sich die Teilnehmer in Listen eintragen müssen, versuchen dubiose Unternehmen Kasse zu machen. Flattert die schriftliche Auftragsbestätigung ins Haus, hat der Kunde bei Fernabsatzgeschäften 14 Tage Zeit, von seinem Widerrufsrecht Gebrauch zu machen. Das gilt auch für Geschäfte, die in der Fußgängerzone (im öffentlichen Raum) abgeschlossen werden. Speziell Mitarbeiter von Mobilfunkanbietern würden ihre Kunden gerne von der Straße fischen. Wird unter freiem Himmel unterzeichnet, gilt die 14-tägige Frist. Erfolgt die Unterschrift im Geschäft, dann nicht, so Helfferich.