Gelsenkirchen.

Wenn ein Stück mit den Worten „Es war einmal“ beginnt, denkt wohl jeder sofort an den Anfang eines Märchens. „Der Tod und das Märchen“, so der Titel des neuen Musiktheaterstückes von Michael Walter (Text/Regie) und Mario Stork (Musik) ist aber mehr als ein klassischer Einblick in eine fantastische Märchenwelt. Knapp 80 Zuschauer haben sich am Freitagabend im Stadtbauraum in der Altstadt eingefunden, um die ungewöhnliche Mischung aus Historiendrama und Märchenaufführung mitzuerleben.

Schneewittchen mitden blonden Haaren

Im Mittelpunkt des Stückes steht eine wohlbekannte Märchenfigur: Schneewittchen. Allerdings weist die Darstellerin und Sopranistin Franziska Höffkes nicht die zu erwartenden dunklen Haare auf, die schwarz sind wie Ebenholz. Ganz im Gegenteil. Sie ist blond. Eine Fehlbesetzung? Keineswegs.

Denn in „Der Tod und das Märchen“ geht es nicht nur um die Grimmsche Schönheit, sondern vielmehr um ihr historisches Vorbild: Margaretha von Waldeck (1533 bis 1554). Durch eine Mischung aus historischen Fakten und Fiktionen um die Märchenfigur Schneewittchen verschmelzen die beiden Figuren im Verlauf des Stückes in der Darstellerin Franziska Höffkes.

Kleiner Hinweis aufdie kleinen Zwerge

Die andere Hauptrolle mimt Schauspieler Markus Kiefer. Er ist der Tod, der das schöne Schneewittchen beziehungsweise Margaretha von Waldeck aus Liebe für sich beanspruchen will. „Du wirst sterben, um zu leben“, sagt der Tod zu Margaretha. Mit unterschiedlichen Tricks versucht er sie um den Finger zu wickeln. So arrangiert er zum Bespiel ein romantisches Essen für sie. Die Szene spielt „in Teufels Küche“ und wirkt durch eine für das Stück untypische Kochshow-Anmoderation etwas humoresk.

Insgesamt ist das Musiktheaterstück stilistisch schwer einzuordnen. Es besteht aus einem Prolog, sieben Szenen – die einen Märchenhinweis auf Schneewittchens sieben Zwerge geben – und einem Epilog. Es hat Opern- und Musicalelemente, aber auch einen Sprechanteil und Schauspielszenen.

Zwischen und während den einzelnen Szenen gab es immer wieder Musikeinlagen unter der Leitung des Musikers und Komponisten Mario Stork. Er selbst spielte Piano und Gitarre, am Schlagzeug saß Matthias Plewka und Bass spielte Julian Rybarski.

Dass „Der Tod und das Märchen“ eben kein reines Märchen in seinem bekannten Stil ist, zeigt das dramatische Ende. Margaretha muss sterben, weil sie sich in den Tod verliebt.

Das Publikum störte das nicht. Es war von dem Stück so begeistert, dass es applaudierte, bis die Darsteller gleich noch zweimal auf die Bühne zurückkehrten, um den sehr ausgiebigen und verdienten Jubel zu genießen.