Gelsenkirchen.

Musik prägt sein Leben. Von morgens bis abends. „Musik ist aufregend, abenteuerlich, sie hält jung, frisch, lebendig.“ Walter Ignatowsky ist selbst das beste Beispiel dafür: Seit einem halben Jahrhundert gestaltet der engagierte Chorleiter auf vielen Bühnen die Musikszene seiner Heimatstadt mit. Am Pfingstmontag vollendet der Kirchenmusiker sein 70. Lebensjahr, in alter Frische.

Geboren in Heßler, ist Ignatowsky seinem Stadtteil bis heute treu geblieben. Heimatverbunden und bodenständig war sein musikalischer Horizont von Anfang an groß. „Mein Vater war sehr musikalisch, spielte wunderbar Geige und Mandoline.“ Hausmusik wurde im Hause Ignatowsky intensiv gepflegt. Die musikalische Karriere von Walter Ignatowsky begann im Bandoneon-Orchester des Vaters („eine lehrreiche, kostbare Zeit“) und in der Knaben-Schola der Gemeinde St. Elisabeth in Heßler. Der Musiker nennt es die „Ursuppe“, aus der seine Liebe zu den schönen Klängen erwuchs.

Chroleiter über die Pension hinaus

Mit der Schola ging es schon in jungen Jahren ins Ausland, nach Paris zum Beispiel, wo die kleinen Sänger auf große Chöre aus der ganzen Welt trafen: „Das hat den Blick früh erweitert.“ Und der Berufswunsch stand bald fest. Schon während des Studiums der Kirchenmusik an der Folkwang-Hochschule in Essen half Walter Ignatowsky in der Gemeinde St. Urbanus in Buer aus.

Hier erhielt er auch seine erste Festanstellung. Zehn Jahre lang blieb er in der Gemeinde, bis er 1974 nach St. Ludgerus wechselte. Mit fast 70 Sängerinnen und Sängern übernahm er einen leistungsstarken Chor und führte ihn in weitere Höhen. Bis heute. Seit seiner Pensionierung vor fünf Jahren leitet der Dirigent den Chor freiberuflich.

Freude an der Musik kommt vor dem Können

Im Jahre 1992 realisierte Ignatowsky mit der Gründung des Vocalensembles Gelsenkirchen seine Idee von einem Chor, der sich anspruchsvoller a cappella-Literatur mit stilgerechter, kleiner Besetzung widmet. Mit einer Besetzung von rund 25 Sängerinnen und Sängern ist die Voraussetzung für die hochkarätige Interpretation von Kompositionen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart erfüllt. Das Repertoire dieses Chores umfasst weltliche und geistliche Literatur vom gregorianischen Choral über Renaissance, Barock, Romantik bis zur Gegenwart.

Vorsingen musste und muss bei Walter Ignatowsky kein Sänger: „Dann wäre die Hemmschwelle zu hoch.“ Mitbringen sollten die Choristen aber Freude an der Musik und Bereitschaft, sich an eine Gemeinschaft zu binden. Denn geprobt wird regelmäßig.

Ein guter Chorleiter muss nach Vorstellung des Altersjubilars nicht nur ein guter und gebildeter Musiker, sondern eine Persönlichkeit sein: „Man muss führen können, ohne diktatorisch zu sein.“ Um den Dirigenten-Nachwuchs macht sich Ignatowsky keine Sorgen.: „Da kommt guter nach.“ Dass ist bei Sängern nicht ganz so einfach, gerade bei den Männern: „Auf Schalke, da singen die alle ganz großartig, in den Chören fehlen sie.“

Carmina Burana fehlt noch

Ignatowsky, der Bariton, singt selbst gerne, spielt regelmäßig Orgel und Klavier, ist an der Kulturszene im Revier interessiert. Privat legt er übrigens gerne Neue Musik auf, Philip Glass, John Cage oder Wolfgang Rihm.

Zu den Höhepunkten seines Berufslebens zählt Ignatowsky Aufführungen wie Berlioz’ „Te Deum“ in St. Hippolytus Horst oder die Psalm-Sinfonie von Strawinsky. Ein bislang unerfüllt gebliebener Wunsch: Orffs Carmina Burana.

Musik prägt sein Leben, natürlich auch am Geburtstag. Am 28. Mai, dem Pfingstmontag, wird Walter Ignatowsky in der Kirche St. Ludgerus einen Riesenchor aus rund 100 Sängerinnen und Sängern dirigieren, allesamt Mitglieder aus fünf bis sechs Chorgemeinschaften, die Ignatowsky noch leitet oder mal geleitet hat.