Gelsenkirchen.
Die vierte Entwidmung, so umschreibt es die Kirche, wenn ein Gotteshaus dicht gemacht wird, war es nun schon in der achtjährigen Amtszeit von Rüdiger Höcker. „Das stimmt nachdenklich und tut weh“, so der Superintendent im Evangelischen Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid. Doch am Sonntag gab es trotz wehmütiger Stimmung beim letzten Gottesdienst der Gemeinde in der Gnadenkirche, auch einen Grund positiv nach vorne zuschauen. Die Kirche an der Freiligrathstraße soll auch in Zukunft für Gottesdienste erhalten bleiben. Eine Lösung innerhalb der Evangelischen Kirche zeichnet sich ab.
„Das Ende ist diesmal ein Übergang“, so Rüdiger Höcker, der nach dem gut besuchten letzten Gottesdienst mit den Gemeindemitgliedern bei Kaffee und Kuchen zusammensitzt. Im Fall der Auferstehungskirche etwa, die vor genau einem Jahr entwidmet wurde, war das noch ganz anders.
"Das zerreißt einen"
Taufschale, Abendmahlskelch und andere sakrale Element wurden entfernt. „Das zerreißt einen.“ Die Kirche sei ein Ort, in dem geweint und gehofft wurde. „Hier haben die Menschen mit ihrer Geschichte und mit ihren Geschichten Antworten gefunden.“ Eigentlich könne es von solchen Orten gar nicht genug geben. „Umso tragischer, wenn man so einen Ort aufgibt.“
Für den Standort Freiligrathstraße geht es aber weiter. „Das macht das Ganze einfacher“, so Höcker. Ein diakonisches Profil soll entwickelt werden, auch mit einem Kirchenraum. Für die Gnadenkirche war es also nicht der letzte Gottesdienst, „nur“ die Funktion als Gemeindekirche ist Geschichte. Soviel kann der Superintendent schon verraten: „Der Raum wird sich verändern, aber für Gottesdienste erhalten bleiben.“
Das Kreuz wurde zur Christuskirche gebracht
Auch das angrenzende Gemeindehaus ist in den Überlegungen inbegriffen. Nach den Sommerferien könnten die Umbaumaßnahmen beginnen. Höcker: „Die Kosten werden sich aber in Grenzen halten.“ Demnächst will die Evangelische Kirche dann ihre konkreten Pläne vorlegen, die letzten Details müssen noch geklärt werden.
Als Symbol wurde das Kreuz auf dem Altar der Gnadenkirche nach dem Entwidmungsgottesdienst, in dem Rüdiger Höcker auch die Predigt hielt, zur Christuskirche gebracht. Dort besuchen die Gemeindemitglieder schon seit längerem Gottesdienste. Die Zahl der Feiern an der Freiligrathstraße wurde nämlich sukzessive reduziert, schön früh hatte sich die Kirchengemeinde Bismarck dazu entschlossen ihren Mittelpunkt in der Christuskirche zu setzen. „Zuletzt hatten wir in der Gnadenkirche nur noch drei mal im Jahr Gottesdienst“, so Pfarrer Dieter Eilert.
„Das ist nun sicher ein Weg der weh tut, aber der gemacht werden muss und wenn wir für Gottesdienste zurückkommen können, ist die Lösung am Ende ideal.“