Gelsenkirchen.

Die Atmosphäre im BIZ gleicht einer Frage- und Antwortstunde. Man tauscht sich in lockerer Atmosphäre aus. Die Agentur für Arbeit hat eingeladen. Etwa 50 Schlecker-Mitarbeiterinnen hören aufmerksam zu, stellen viele Fragen zu finanziellen Folgen und beruflichen Perspektiven.

Der erste Schock, den Schlecker-Mitarbeiterinnen in den letzten Tagen verdauen mussten, scheint der Realität gewichen zu sein, neu zu starten. Die langjährigen Mitarbeiterinnen sind sich bewusst, dass es nicht mehr so wird, wie es einmal war.

Heike Brähmer arbeitet seit 13 Jahren bei Schlecker, lobte die Eigenständigkeit, konnte sich nicht vorstellen, eines Tages auf der Straße zu stehen. „Es hat immer Spaß gemacht, erst in den letzten drei Monaten wurde ich stinkig.“ Die Ungewissheit hat viele zermürbt.

Berlin und Länder streiten

Jetzt streiten Berlin und die Länder, wer für die finanzielle Ausstattung einer Transfergesellschaft (TG) gerade stehen soll. Die Bundesregierung stellt sich eine Landesbürgschaft vor. Den Frauen kann es egal sein, woher die Mittel fließen. Sie wollen die Zeit in der TG nutzen, um auf Jobsuche zu gehen und sich für entsprechende Angebote qualifizieren zu können. Die sechs Monate in der TG werden nicht auf die Dauer des Arbeitslosengeld-Bezugs angerechnet. Außerdem beträgt das Transfer-Kurzarbeitergeld 80 Prozent des bisherigen Nettogehalts.

Die Frauen können gewiss sein, dass die Arbeitsagentur sie nicht unter Druck setzen werde, jede angebotene Stelle anzunehmen, sagt Agenturchef Luidger Wolterhoff. Er beruhigt die Frauen: „Es ist zunächst ihre freie Entscheidung, ein Angebot anzunehmen oder nicht. Zu Konsequenzen führt eine Ablehnung nicht. Mit Stellenangeboten testen wir nicht, ob sie arbeitswillig sind. “

Viele haben zum ersten Mal Kontakt zum Amt. Ein Kontakt, den sie gerne vermieden hätten. Lange Schlangen vor den Beratungszimmern in der Agentur müssen die Arbeitssuchenden nicht befürchten. Das versichert Luidger Wolterhoff, der Unterstützung bei Bewerbungen und individuelle Informationsgespräche zusagt. Von zusätzlichen Kosten, die bei Vorstellungsgesprächen entstehen können, will die Agentur einen Teil übernehmen.

Frauen sind verunsichert

Wolterhoff rät zu Initiativ-Bewerbungen, um möglichst schnell vor Job-Alternativen zu stehen. Noch zeigen sich viele Frauen verunsichert, wie sie auf ein Schreiben der TG reagieren müssen. „Wir sollen bis zum 27. März unterschreiben, dann hätten wir praktisch einem Auflösungsvertrag zugestimmt“, kritisiert eine Frau. Verdi-Geschäftsführerin Martina Peil beruhigt: „Der Vertrag muss auch vom Insolvenzverwalter unterschrieben werden. Und der unterschreibt nur, wenn die TG zustande kommt.“ Weniger rosig sieht die Zukunft für 400-Euro-Jobber aus. Sie erhalten zunächst auch Geld von der TG, beziehen nach sechs Monaten aber kein Arbeitslosengeld.

Einig sind sich alle Frauen, flexibel auf Angebote zu reagieren. Die sind zumutbar, wenn Arbeitnehmer für den Job nicht länger als zweieinhalb Stunden für Hin- und Rückfahrt unterwegs sind.