Gelsenkirchen. . Das Projekt „Startklar!“ bereitet Schüler ab Klasse 8 auf eine Ausbildung vor. Nach einer Potenzialanalyse werden erste berufliche Kenntnisse mit Praxiskursen vermittelt.

Halbzeit auf dem Ausbildungsmarkt. Die hiesigen Unternehmen meldeten dem Arbeitgeberservice der Gelsenkirchener Arbeitsagentur von Oktober 2011 bis März 2012 insgesamt 924 Ausbildungsstellen – 11,2 Prozent mehr als im letzten Jahr. Von 1874 gemeldeten Bewerbern für Berufsausbildungsstellen blieben 1113 unversorgt. Damit Jugendliche am Ausbildungsmarkt bessere Chancen haben, macht sie das Projekt „Startklar!“ fit für einen Einstieg in die Berufswelt.

„Startklar“ ist ein NRW-Projekt der beruflichen Orientierung für Schüler von Haupt-, Gesamt- und Förderschulen. Aktuell nehmen in Gelsenkirchen fünf Hauptschulen und eine Gesamtschule teil. Im Vergleich zu anderen Maßnahmen setzt „Startklar!“ den Hebel früher an, nämlich in der 8. Klasse. Dann werden anhand einer Potenzialanalyse die Stärken und Fähigkeiten der Jugendlichen ermittelt. In Berufsbildungsstätten lernen die Teilnehmer dann praktisches Arbeiten kennen und können sich in drei Berufsfeldern versuchen. Mindestens sieben verschiedene Berufsfelder stehen dabei zur Auswahl – etwa Metall, Gartenbau, Verkauf oder Handwerk.

Berufliche Grundkenntnisse vertiefen

Wer sich bewährt, kann in der 9. und 10. Klasse in weiteren Praxiskursen seine beruflichen Grundkenntnisse vertiefen. Etwa ein Viertel der Schüler qualifiziert sich dafür. So wie Mirco, Melanie, Tobias und Tim aus der 10. Klasse der Hauptschule Schwalbenstraße in Beckhausen. Die vier gehören zu den ersten Schülern, die „Startklar!“ durchlaufen haben.

Und obwohl nur Tim die Ausbildung zum Industriemechaniker in der Tasche und Tobias immerhin eine schriftliche Zusage (aber noch keinen Vertrag) hat, ist das Quartett begeistert vom Projekt „Startklar!“. „Ich wusste vorher überhaupt nicht, was ich machen sollte. Nach Stationen in den Bereichen Elektro, Metall und Kfz habe ich dann ein Praktikum als Industriemechaniker gemacht. Und dort mache ich demnächst auch meine Ausbildung“, sagt etwa Tim.

120 Stunden Freizeit geopfert

Drei Jahre lang werden die Schüler von Beginn der 8. Klasse bis zum Ende der 10. Klasse gezielt gefördert – zusätzlich zu ihrer normalen Unterrichtszeit. „Jeder unserer Schüler hat in dieser Zeit 120 Stunden Freizeit in das Projekt gepackt“, sagt Peter Nienhaus, Schulleiter der Hauptschule Schwalbenstraße. Gerd Dombrowski vom kommunalen Bildungsbüro der Stadt: „Es gibt zu viele, die ihren Ausbildungsberuf abbrechen.“ Zu oft sei von Berufsreife die Sprache, viel zu selten von Berufsorientierungsreife, die mit „Startklar!“ gebildet werde. Ganz wichtig seien dabei auch Coaching und Übergangsberatung. Dombrowski: „Die Unternehmen müssten sich eigentlich alle zehn Finger nach diesen Schülern lecken.“

Astrid Tenhake, Koordinatorin für Schul- und Berufsbildung an der Hauptschule Schwalbenstraße sieht in dem Projekt eine Fortführung der Lernwerkstatt mit dem Förderkorb. „Auf dem Ausbildungsmarkt in der Emscher-Lippe-Region gibt es weiterhin mehr Bewerber als freie Stellen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass sich Jugendliche frühzeitig mit einem möglichen Beruf auseinandersetzen“, sagt Luidger Wolterhoff, Leiter der Agentur für Arbeit GE.

Konstante Arbeitslosenquote

Im März waren in Gelsenkirchen 18 042 Arbeitslose gemeldet, 38 weniger als im Februar (-0,2%). Die Quote lag wie schon in den beiden Vormonaten unverändert bei 14,6 Prozent. „Im Ruhrgebiet ist das die höchste Quote“, sagte Luidger Wolterhoff, Leiter der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen. Die Situation sei zwar angespannt, „aber besser als vor einem Jahr“.

Zumindest, was die Arbeitslosenversicherung angeht. Da sank die Zahl um 98 auf 2661 Arbeitslose im Vergleich zum Vormonat (-3,6%). Im Rechtskreis ALGII erhöhte sich die Zahl der gemeldeten Personen um 60 auf 15 381 (+0,4%). Sechs von sieben Arbeitslosen in Gelsenkirchen (85,3%) erhalten damit aktuell Arbeitslosengeld II, also Hartz IV. Wolterhoff: „Ich blicke mit Zuversicht auf die Entwicklung in den kommenden Monat.“ Er hofft auf die Frühjahrsbelebung für den Arbeitsmarkt.