Gelsenkirchen.

Die Chancen für den Start ins Berufsleben werden immer besser. Die Metall- und Elektrounternehmen (M+E) im Ruhrgebiet wollen 2011 noch mehr Ausbildungsplätze anbieten als bisher. Gefragt, zeigt der Arbeitsmarktbericht für Juli, sind auch Fachkräfte.

Das ist das Ergebnis einer Blitzumfrage von „arbeitgeber ruhr“, der Arbeitsgemeinschaft der Unternehmerverbände mit Sitz in Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen und Gelsenkirchen. Hier sind rund 350 M+E-Betriebe organisiert.

„Um wie viel Prozent genau das Ausbildungsplatzangebot gegenüber dem ohnehin schon starken Vorjahr steigt, werden wir erst im Herbst wissen“, sagt Dr. Christopher Schmitt, Geschäftsführer der Arbeitgeberverbände Emscher-Lippe. Der Trend sei aber bereits deutlich zu erkennen. Die Unternehmen, so Schmitt weiter, hätten Schwierigkeiten, die angebotenen Lehrstellen mit ausreichend qualifizierten Bewerbern zu besetzen. So fehlen zum Beispiel aktuell noch angehende Industriemechaniker, Mechatroniker, Informatiker und Konstruktionsmechaniker. Aber auch angehende Industriekaufleute werden als Bewerber noch gesucht.

Familienfreundliche Arbeitsplätze

Ausgebildet wird laut Schmitt über den eigenen Bedarf hinaus: „Das war in der Wirtschaftskrise zum Glück schon so und kommt jetzt der gesamten Branche zugute“. Rund 40 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass sie zwar verstärkt den eigenen Fachkräfte-Nachwuchs fördern, aber darüber hinaus weitere Ausbildungsplätze anbieten.

Der Fachkräftemangel wird deutlicher: Dieses Jahr kann etwa jedes dritte Metall- und Elektrounternehmen im Ruhrgebiet die freien Stellen nicht besetzen – 2010 war es nur jeder fünfte Betrieb. Inzwischen werden zwei Drittel der Arbeitsplätze aus dem eigenen Unternehmen und nicht auf dem freien Markt rekrutiert.

In der Nachwuchswerbung werden neue Wege beschritten: Jede dritte Firma unternimmt inzwischen beispielsweise Anstrengungen zu familienfreundlichen Arbeitsplätzen. Und jedes Achte wirbt besonders um bestimmte Zielgruppen wie Mitarbeiter mit Migrationshintergrund.

Der lokale Arbeitsmarkt im Juli

Das Schuljahresende und der Abschluss der Ausbildungszeit für Lehrlinge machen sich auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Entsprechend sieht man bei der Agentur für Arbeit „jahreszeitliche Faktoren“, die sich im Juli auf die Arbeitslosenquote auswirkten. 27.199 Männer und Frauen waren in der Emscher-Lippe-Region ohne Job, 536 mehr als im Vormonat.

Im Agenturbezirk (Gelsenkirchen, Gladbeck, Bottrop) kletterte die Quote auf 12,4 %, in Gelsenkirchen allein auf 14,4 %. 17 792 Arbeitslose wurden im Süden der Stadt registriert – 2512 (+6,2 %) wurden von der Agentur betreut, 15 280 Personen (+0,9 %) vom Integrationscenter für Arbeit Gelsenkirchen.

„Viele junge Leute beenden ihre Ausbildung, ohne sofort eine neue Stelle zu finden oder meldeten sich nach Verlassen einer allgemeinbildenden Schule zunächst arbeitslos“, erklärt Agenturleiter Luidger Wolterhoff die Situation. Entsprechend nahm in Gelsenkirchen die Zahl der Arbeitslosen unter 25 Jahre um 207 auf 1956 Personen zu. Dennoch: trotz des Anstiegs im Juli lagen die Zahlen um 2,2 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert.

Rückläufige Alterszeitler

Ebenfalls saisontypisch: Die Zahl der gemeldeten freien Stellen nahm agenturweit um 37 auf 674 ab. Insgesamt ist der Trend aber weiterhin positiv. Seit Jahresbeginn wurden lokal 2820 Arbeitsplätze zur Besetzung gemeldet, 178 oder 6,7 % mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Wolterhoff geht davon aus, dass im Herbst viele Jüngere einen Arbeitsplatz finden: „Die Wirtschaft benötigt dringend junge, auf dem neuesten Stand ausgebildete Fachkräfte.“

Rückläufig ist im Bezirk auch die Zahl der Altersteilzeitler und Teilnehmer von Weiterbildungsmaßnahmen: 39 359 waren es im Juli 2010, aktuell sind es 36 383.