Gelsenkirchen. .
Dieses Bild würde man sich für das Musiktheater im Revier öfter wünschen: Rund Tausend ausnahmslos junge Leute bevölkerten am Mittwoch das Theaterfoyer und das Café, auch auf dem Vorplatz brummte das Leben. Allerdings erlebte hier diesmal keine Oper Premiere, sondern eine Informationsbörse zum „Tag des Ausbildungsplatzes“ .
„Wir haben diesen Ausbildungstag zwar auch in den Vorjahren schon angeboten, in dieser Größenordnung gibt es ihn jedoch zum ersten Mal“, erklärte Luidger Wolterhoff, Chef der Gelsenkirchener Agentur für Arbeit, zur neuen Infobörse, die ganz gezielt Schüler der Abschlussjahrgänge ansprechen sollte. „Auf Anhieb haben sich gleich 30 Arbeitgeber aus der Region dazu entschlossen, sich und ihre Arbeitsfelder hier zu präsentieren“, so Wolterhoff, dessen Agentur für Arbeit in engem Schulterschluss mit der Industrie und Handelskammer, der Kreishandwerkerschaft und dem Deutschen Gewerkschaftsbund eingeladen hatte.
Ziel der Veranstaltung: Schüler der 9. und 10. Jahrgangsstufen an Haupt-, Gesamt- und Realschulen sollten schon frühzeitig über mögliche Ausbildungsberufe informiert werden - und zudem in Berufszweige hineinschnuppern können, die sie vorher vielleicht noch gar nicht auf dem Radar hatten.
Es kann nicht immer der Taumjob sein
So zischte und ratterte es am Eon-Stand, wo Keles Merve (16) von der Gesamtschule Berger Feld sich im Löten übte - unter fachkundiger Anleitung des Auszubildenden Fabio Costalunga (20). „Ich weiß noch gar nicht genau, was ich später beruflich machen möchte. Aber das hier hat richtig Spaß gemacht“, gab Keles später zu Protokoll. Ihr Mitschüler Samet Dibek (16) hingegen weiß schon ganz genau, wohin seine berufliche Reise gehen soll. „Ich will unbedingt Bäcker werden“, erklärt er. Damit dürfte der 16-Jährige gute Karten haben, denn Auszubildende im Bäckerhandwerk werden durchaus gesucht. „Ein Infotag wie dieser kann den Jugendlichen verdeutlichen, dass es sich lohnt, auch einmal Ausbildungsplätze in Erwägung zu ziehen, die nicht automatisch auf der Wunschliste ganz oben stehen“, sagte Oberbürgermeister Frank Baranowski, der sich vor Ort ein Bild machte. „Es kann eben nicht jeder junge Mann in seinem Traumjob als Kfz-Mechatroniker eine Ausbildung machen.“
Nachwuchs gesucht
Auch IHK-Geschäftsführer Peter Schnepper appellierte für einen Blick über den Tellerrand: „Es gibt ja durchaus Berufe im Gastgewerbe, der Lagerwirtschaft, in der Logistikbranche oder in metallverarbeitenden Betrieben, wo Nachwuchskräfte dringend gesucht werden“, sagte er. „Wichtig ist vor allem, dass sich die Jugendlichen frühzeitig informieren und Mobilität beweisen.“
Auch kritische Töne
Martina Nählen, die stellvertretende Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, hob derweil positiv hervor: „Mir ist heute aufgefallen, wie gut sich die Jugendlichen auf diesen Tag vorbereitet haben.“ Der DGB-Vorsitzende für die Emscher-Lippe-Region, Dr. Josef Hülsdünker, sah die Veranstaltung durchaus kritisch: „So gut, wie dieser Tag auch ist - hier wird heute kein einziger Ausbildungsvertrag unterschrieben. Und wir müssen auch an die rund 6000 Leute unter 25 Jahren denken, die in dieser Stadt ohne Ausbildungsplatz sind. Deshalb gilt eine dringende Bitte an die heimischen Unternehmen, mehr in die Ausbildung von Fachkräften zu investieren“, sagte er. Genau dieses Problem wolle man in naher Zukunft gezielter als bisher angehen, versprach Luidger Wolterhoff.