Gelsenkirchen. .
Es gibt Auszubildende, die müssen zum Abschluss ihrer Berufsausbildung einen Blumenstrauß binden, eine Frisur kreieren oder ein defektes Auto reparieren. Für Alexander Kappen (22) hingegen geht es zum Ende seiner Lehrzeit hinter die Kulissen des Consol Theaters – denn dort wird er als fertige „Fachkraft für Veranstaltungstechnik“ am heutigen Freitag ab 20 Uhr in der Kellerbar des Theaters an der Bismarckstraße 240 an den Reglern zeigen, was er in den letzten drei Jahren gelernt hat.
„Rock ‘n’ Roll auf Consol“ heißt sein Lehrstück, die „Smokin’ Aces“ treffen dabei auf „Topping of Whipped Cream“ (Karten kosten 4 Euro an der Abendkasse), und Alexander Kappen sorgt für die richtige Beleuchtung und dafür, dass der Sound gut ausgewogen ‘rüber kommt. Und auch für den Auf- und Abbau der Technik wird der Consol-Azubi verantwortlich zeichnen. Natürlich ist er vorab ein kleines bisschen aufgeregt, denn das Lampenfieber gilt eben nicht nur für die Künstler, die auf der Bühne stehen, sondern auch für jene, die die Lampen bedienen.
Schmales Job-Angebot
„Man entwickelt mit der Zeit ein Gefühl dafür, was auf der Bühne passiert und wie man das technisch unterstützen kann“, sagt Alexander Kappen und zeigt das beeindruckende Mischpult mit Hunderten kleinen Reglerknöpfen im großen Saal des Consol Theaters. Hier gilt es, Musik an richtigen Stellen einzuspielen und für fließende Übergänge zu sorgen. „Manchmal muss ein Musikstück dafür vorab auch extra geschnitten werden“, sagt der angehende Veranstaltungstechniker, der in wenigen Monaten seine Prüfungen an einer Mülheimer Berufsschule ablegen wird. Physik und Statik, aber auch die Berechnung von Lichtstärken und Sicherheitstechnik standen dort auf seinem Lehrplan. Und im Consol Theater konnte er das Erlernte gleich praktisch umsetzen.
Noch weiß der Azubi gar nicht, ob er in diesem Bereich bleiben will. „Klar, Veranstaltungstechniker ist ein Traumberuf. Aber ob man eine von den gefühlten 12 Festanstellungen bundesweit bekommt, ist natürlich fraglich“, sagt er und möchte vielleicht ein Studium absolvieren. „Veranstaltungskaufmann ist derzeit ein Modeberuf“, erklärt Christiane Freudig, Geschäftsführerin des Consol Theaters. „Unsere ersten zwei Auszubildenden in der Technik haben wir übernehmen können, aber das kann man natürlich nicht beliebig ausweiten.“
Dianna ist gleich geblieben
Und so wird das heutige Konzert auch ein Abschiedskonzert für Alexander Kappen sein. Aber welcher Azubi kriegt sonst schon zum Abschluss echten Rock ‘n’ Roll geboten? Neben Alexander Kappen gibt es derzeit noch eine weitere Auszubildende am Consol Theater, und die gebürtige Gelsenkirchenerin Dianna Mertins hat sich wohl nicht träumen lassen, als sie als Schülerin die Kinder- und Jugendtheaterstücke des Consol Theaters besuchte, dass sie selbst hier einmal hinter den Kulissen arbeiten würde. „Das war für mich eine ganz andere Welt“, sagt sie lachend.
Doch dann nahm Mertins nach ihrem Schulabschluss am !Stage-Programm teil, dem berufsvorbereitenden Angebot des Theaters an der Bismarckstraße. „Als Teil dieses Teams fühlt man sich gleich so wohl, dass ich geblieben bin – als Auszubildende im Bereich Veranstaltungskauffrau“, erzählt die 26-Jährige.
Ihre Ausbilderin, Christiane Freudig, ergänzt: „Wir hatten gerade einen Ausbildungsplatz frei und haben uns natürlich sehr gefreut darüber, dass wir diesen Dianna anbieten konnten.“ Zwei Jahre lang hat die Gelsenkirchenerin jetzt hinter die Kulissen geschaut und in die Bereiche Organisation, PR und Finanzwesen hineingeschnuppert. „Dadurch, dass man hier so eingebunden wird, habe ich viel mehr gelernt als meine Klassenkameradinnen“, so Mertins. „Und ich weiß jetzt, wie man finanziell scharf rechnet.“