Gelsenkirchen.

Die Liberalen lieben die Jahreszeit mit „F“ wie FDP: Frühling, Phase des Aufbruchs, Zeit der Aussaat. Weshalb der Gelsenkirchener Neujahrsempfang auch im Frühling stattfindet.

Warum, das erklärte am Sonntag im altehrwürdigen Gemäuer der Fabrica Italiana im Schloß Horst der FDP-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Marco Buschmann vor Parteifreunden und Gästen, allen voran Bundeswirtschaftsminister a.D. Rainer Brüderle. Buschmann sei sein „liberaler Kompass“, hatte Fraktionsvorsitzender Jens Schäfer in seiner Begrüßung augenzwinkend zum Parteichef übergeleitet.

„Der Sommer ist was für die Zufriedenen wie die SPD. Die erntet, was andere gesät haben.“ Und wenn das Wetter nicht passe, kämen die Grünen auf den Plan. Den Herbst ordnete Buschmann in einer launigen bis wahlkämpferischen Rede den Konservativen zu, deren Blätter im heftigen Wind auch schon mal eine rötliche Färbung annehmen würden. Der Winter ist in der Betrachtung des FDP-Politikers den Linken vorbehalten. „Wo die Politik machen, wächst kein Gras mehr.“

"Schulden sind wie Gift"

Buschmann malte ein düsteres Bild der finanziellen Situation in Nordrhein-Westfalen. „Schulden sind wie Gift, wie fingerdicke Butter auf dem Brot, die zum Herzinfarkt führt.“ Was die rot-grüne Minderheitsregierung in Düsseldorf an Neuverschuldung produziert habe, bezeichnete der FDP-Politiker als Bauplan für eine „Schuldenakropolis“. Und schwor seine Parteifreunde auf den 13. Mai ein: „Da wird die FDP einen zweiten Frühling erleben.“

Die Rot-Grünen in Düsseldorf seien von ihrer Mentalität her „die letzten Griechen in Deutschland“ gewesen. „Das ging so nicht weiter.“ Sagte einer, dessen Nein zum Landeshaushalt 2012 mit zur Auflösung des Landtags geführt hatte. Ralf Witzel, Vorsitzender der Ruhr-FDP, bekam dafür an seinem 40. Geburtstag später ein nachträgliches Lob aus prominentem Munde. „Die ganze Partei ist stolz auf eure Haltung“, sagte Rainer Brüderle unter liberalem Beifall an die Adresse des Landtagsabgeordneten Witzel. Der schwor seine Zuhörer auf Themenschwerpunkte im kurzen Wahlkampf ein. Kurz und knapp sind das Kernthemen wie Bildung, Schuldenabbau und die Reduzierung staatlicher Reglementierung wie z. B. beim Ladenschluss. Witzel brachte es auf den Nenner: „Wir machen Wahlkampf für freies Denken.“

Ungeachtet der Schlappen optimistisch

Der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion nahm den Faden auf. „Mit 40 wird der Schwabe klug“, sagte Brüderle. „Der Nordrhein-Westfale ist es mit 40 bereits.“ Der in Berlin geborene Pfälzer unternahm in seinem Redebeitrag einen Ausflug in die Bundes- und Europapolitik, warnte vor griechischen Verhältnissen, beschwor eine lebendige Demokratie mit Menschen, die mitreden und gestalten – „Wir haben zu viele Intellektuelle auf der Tribüne sitzen, die zuschauen, wie andere den Karren aus dem Dreck ziehen“.

Und er gab sich schließlich ungeachtet aller FDP-Schlappen der jüngeren Vergangenheit optimistisch. „Der Christian Lindner macht’s – und er schafft’s.“