Gelsenkirchen. Marco Buschmann sitzt seit zwei Jahren für die FDP im Bundestag. Auch wenn es in der Koalition an einigen Ecken zwickt, für sich zieht der 34-jährige Jurist aus Gelsenkirchen eine positive Bilanz.

Formulieren wir es mal so: Wäre Marco Buschmann nicht aktuell Bundestagsabgeordneter der FDP, hätte der Gelsenkirchener Jurist es nie bis in die Harald-Schmidt-Show geschafft. Dort war er im Bild zu sehen, als es darum ging, wie stereotyp Politiker bei der Wahl ihrer Brillen und Frisuren handeln.

Das Thema mag dem Liberalen nicht unbedingt gefallen, es ist aber ein medialer Preis, den Personen des öffentlichen Lebens heutzutage zahlen müssen. Zu diesem Kreis zählt auch Buschmann. Der 34-Jährige ist seit zwei Jahren Mitglied der Fraktion in Berlin. Halbzeit, also.

Einstige Erfolge längst passé

Es ist in der Öffentlichkeit fast schon in Vergessenheit geraten, dass die FDP im Bundestagswahlkampf 2009 starke 14,6 Prozent und damit 93 Sitze im Berliner Reichstag holte. Personaldebatten, Themenstreit mit dem Koalitionspartner CDU/CSU und vor allem die Ergebnisse der jüngeren Landtagswahlen überdecken den Triumph von einst fast völlig. Auch für Marco Buschmann, der vor zwei Jahren im Sog der „blau-gelben Westerwelle“ eher überraschend ein Mandat erhielt, stellt sich die Situation ambivalent dar. „Ich mache mir große Sorgen, wenn ich die Lage beobachte. Bei einigen Landtagswahlen ist uns das Vertrauen entzogen worden.“

Für sich selbst und mit Blick auf die Deutschland-Politik seiner Partei zieht der Abgeordnete dagegen eine positive Zwischenbilanz. „Ich denke, es geht dem Land viel besser als im Jahr 2008 und in Zeiten der Großen Koalition von CDU/CSU und SPD“, sagt Buschmann selbstbewusst. Er macht dies fest an seither „steigenden Transferleistungen, am entschiedenen Abbau der Arbeitslosigkeit und an den kräftigsten Lohnzuwächsen seit Jahrzehnten“.

Warum das aber im Volk, beim Wähler also, nicht ankommt, ist das, was den Gelsenkirchener in Berlin stark beschäftigt. „Die Art und Weise, wie die Koalition diskutiert hat, war falsch. Die Koalition hat zu viel öffentlich gestritten. Wir hätten intern beraten müssen und dann erst an die Öffentlichkeit gehen dürfen“, sagt er. Und: Es dürfe nicht darum gehen, Diskussionen zu inszenieren, sondern darum, effektive Arbeit für die Menschen zu leisten.

Auch die Schwächen des politischen Gegners müsste die Koalition stärker nutzen. Buschmann nennt als Beispiel das Thema Eurobonds: „Da haben wir nicht entscheidend herausgearbeitet, dass SPD und Grüne die Schulden vergemeinschaften wollen. Was die Leute ja nicht möchten. Statt das zu nutzen, haben wir uns in technischen Details verloren.“ Heißt: Die Liberalen hätten die Auseinandersetzung mit der Opposition intensiver betreiben müssen.

Mehr Sachlichkeit und Seriosität

Bleiben noch zwei Jahre, um das Blatt zu wenden. Seriosität und Sachlichkeit sind zwei Attribute, die Marco Buschmann schnellstmöglich verwirklicht sehen möchte in der Koalition. Auch um vielleicht selbst eine Vertragsverlängerung zu schaffen. „Darüber würde ich mich freuen, aber ich bin beruflich davon nicht abhängig.“ – Wohl dem, der so reden kann.

Für Gelsenkirchens grundsätzlich leicht verbesserte Situation führt er eine Berliner Entscheidungen ins Feld: die Übernahme der Grundsicherung im Alter durch die Bundesregierung. „Es nicht die Lösung aller Probleme, aber es hilft schon mal“, lautet sein realpolitischer Ansatz. Auch an 3,5 Millionen Euro Förderung für die Kitas erinnert er.

Für die Zukunft der Stadt, die Buschmann auch aus Berlin sorgfältig und ständig verfolgt, fordert er dringend ein besseres Marketing, ein Markenmanagement: „Wir arbeiten zu wenig heraus, dass Gelsenkirchen ein Hochschulstandort ist mit Fachbereichen wie PR oder dem Ingenieurwesen, die einen exzellenten Ruf genießen. Wir konzentrieren uns grundsätzlich auf zu viel Folklore wie Bergbau und Arbeiterstadt, statt die modernen Aspekte zu unterstreichen.“ Man müsse sich überlegen, wie man den Imagewandel vollziehen und die düsteren Gedanken beiseite schieben kann. Marco Buschmann: „Wir müssen die Qualität in den Köpfen steigern.“