Gelsenkirchen.

Hier wachsen Lampen wie Blumen von der Decke und Holzbänke bringen mit frischem grünen Anstrich Farbe ins Alltagsleben: In der Ausstellungshalle der Künstlersiedlung Halfmannshof am Halfmannsweg 50 zeigen 15 junge Handwerker, die gerade an der Münsteraner Akademie Gestaltung ein Zusatzstudium absolvieren, ihre selbst gefertigten Designstücke.

„Halbzeit“, diesen Titel trägt die Ausstellung übrigens nicht, weil alle Exponate etwas mit Fußball zu tun haben, sondern weil die Aussteller die hier gezeigten Werke für ihre Zwischenprüfung gefertigt haben. Eröffnet wird der Ausblick auf das handwerkliche Produktdesign der Zukunft am heutigen Samstag, 24. März, um 19 Uhr. Bis zum 13. Mai können die Werke jeweils zwischen 10 und 18 Uhr bestaunt werden.

Poppig, bunte Erfindungen

Dabei fällt der Blick zunächst in einen kargen Raum, denn um den Ausstellungsstücken die volle Aufmerksamkeit zu überlassen, hat man auf üppige Staffage verzichtet. So bleibt das Auge hängen an poppig bunten Erfindungen oder an ausgefallenen Neuinterpretationen von Alltagsgegenständen – wie etwa die dreibeinige Trittleiter der Tischlerin Frauke Rattay (24) beweist. „Ich wollte unbedingt diese dreibeinige Form, um etwas mehr Schwung in die Leiter zu bringen“, erzählt sie. Und erklärt: „Ich habe mich von der Thüringer Obstleiter inspirieren lassen.“

Bislang gibt es von ihrer modernen Trittleiter nur ein Modell – aber das steht stabil auf den drei Beinen. „Man kann das aber auch ganz einfach zusammenklappen und an die Wand hängen“, verrät die 24-Jährige. Ihre Mitstudentin Magdalena Pottgießer (24) ist derweil „völlig von der Rolle“, so hat sie zumindest ihre Designerhocker genannt, die aus zusammengerolltem Recyclingpapier gefertigt worden sind. „Das sind zum Teil Abfälle aus der Papierindustrie – und auch alte Stadtpläne, denn die werden ja jährlich neu gedruckt, weil sich immer wieder etwas ändert bei Straßen. Bei mir finden sie eine neue Verwertung“, sagt die Münsteranerin lachend.

"Viele faszinierende Stücke"

Bequem sehen sie aus, ihre Hocker mit Stadtmuster, die hier allerdings noch als Prototyp stehen, weshalb man nicht Probe sitzen darf. Mira Schönefelds Exponate sind gar so filigran, dass sie hinter Glas gebannt wurden: Die 28-jährige Goldschmiedin hat Silberknöpfe vom Flohmarkt in edle Manschettenknöpfe aus Porzellan verwandelt und so das alte Knopfmuster in die Neuzeit transportiert. „Hier kommt es vor allem auf die Verwendung ungewöhnlicher Materialien an“, sagt sie.

Von ungewöhnlichem Ausgangsmaterial kann man auch bei Wiebke Uppenkamp (25) sprechen, die sich beruflich auf die Autosattlerei spezialisiert hat. Und sich in der Werkstatt dann von wasserfesten Cabriostoffen inspirieren ließ: Für ihre Zwischenprüfung hat sie funktionelle Taschen aus diesem Spezialstoff genäht, die mit Lederelementen und glänzenden Knöpfen verziert werden können. In der Ausstellung finden sich zudem Vasen aus Holz, Stühle mit integriertem Beistelltisch und eine Bank, die aus einer Autobahn-Leitplanke gefertigt wurde. „Es sind viele faszinierende Stücke dabei“, sagt Halfmannshofkünstler Helmut Kloth. „Das Besondere an der Ausbildung in Münster ist, dass die Gestalter auch die Vermarktung ihrer Werke lernen“, betont er. Deshalb liegen hier überall auch liebevoll gestaltete Visitenkarten aus.