Gelsenkirchen.

Die neue Baumschutzsatzung ist zu einem emotionalen Thema geworden. Bürger wünschen sich möglichst viel Grün im Stadtbereich, verwünschen aber so manchen prächtig gewachsenen Baum vor ihrem Haus, der ihnen die Sonne nimmt. In der Aula der Gerhart-Hauptmann-Realschule moderierte Stadtdirektor Michael von der Mühlen eine Experten-Diskussion.

Im letzten Jahr haben in Gelsenkirchen 1300 Bürger Anträge gestellt, Bäume zu fällen. Dabei ist der Abstand zwischen Baum und Grundstück zum heiklen Thema geworden. Wille vieler Politiker ist es offensichtlich, den Abstand zum ersten Mal in einer Satzung festzusetzen. So können im alternativen Änderungsvorschlag von Gelsendienste Bäume in Ausnahmefällen unter die Axt kommen, wenn sie weniger als sechs Meter von einer Hauswand entfernt stehen.

"Dann entleeren wir die Stadt mit Bäumen"

Sollte sich der Vorschlag politisch durchsetzen, ist für BUND-Vertreter Horst Meister klar: „Dann entleeren wir die Stadt mit Bäumen.“ Er hält die gemeinsame Verantwortung der Stadt für wichtiger als das Einzelinteresse.

„Ein Abstand von sechs Metern ist zu viel“, glaubt auch Frank Bludau, Abteilungsleiter Grünflächenunterhaltung in Osnabrück. Er hält eine Pauschalierung des Abstands für wenig geeignet. Allerdings dürfe man auch nicht an jeder Birke festhalten, das schaffe Unfrieden.

Michael Hamann, Vorsitzender des Beirats Untere Landschaftsbehörde, hält die Satzung für ein restriktives Instrument. Er stellt sich ein Baumentwicklungskonzept vor, mit dem die Grüngestaltung positiv gelenkt würde.

"Wir brauchen ein begrüntes Umfeld"

Neben der sozialen Funktion sieht Martin Oldengott, Leiter der Stadtentwicklung in Castrop-Rauxel, Bäume auch als gestalterische Elemente. Bei der moderaten Anpassung der Satzung habe man in der Verwaltung darauf geachtet, dass auch die Anwohner sie mittragen.

Für Baumschutz mit Augenmaß tritt Harald Förster von der Wohnungsgesellschaft GGW ein. „Wir brauchen ein begrüntes Umfeld, doch hat auch der Schutz der Wohnungen einen hohen Rechtsgutcharakter.“ Zum Bestand von 4000 Wohnungen gehören auch über 7000 Bäume.

Eine Umweltverbesserung durch Haus- und Wandbegrünung, verbunden mit einer Beratung der Gartenbesitzer wünscht sich Johannes Treiling vom Verband Wohnungseigentum NRW.

In Beiträgen einiger Bürger wurde deutlich, wo der Schuh drückt: Was für den einzelnen gelte, müsse auch Maßstab für die Verwaltung sein. Die Satzung müsse helfen, Konflikte zu vermeiden.