Gelsenkirchen-Resser Mark. Regionalverband Ruhrgebiet lässt den Emscherbruch-Wald in diesen Tagen gründlich „aufräumen“.
Mit Holzfäller-Romantik hat das nichts zu tun, was Helmut Souillyee im Emscherbruch-Wald in den nächsten Wochen macht. Mit seinem „Prozessor“ auf Raupen verwandelt er bis zu 30 Meter hohe Bäume in handliche Stämme, die auf jeden handelsüblichen Lkw passen.
Der Forst-Unternehmer, der mit seinem sägenden und schälenden Stück Hochtechnologie auf breiten Raupenwalzen durch das Gehölz an der Münsterstraße brummt, soll im Auftrag des Regionalverbandes Ruhrgebiet (RVR) buchstäblich den Wald aufräumen.
Matthias Klar, der als Förster für den Emscherbruch-Wald, der auf Gelsenkirchener Stadtgebiet allein eine Flächen von 296 Hektar bedeckt, zuständig ist, erklärt, warum von Zeit zu Zeit abgeholzt werden muss: „Damit ein Wald seine Schutz- und Erholungsfunktion erfüllen kann, muss er unbedingt gepflegt werden. In einem Erholungs-Wald muss darauf geachtet werden, dass dort nicht alle Bäume gleich groß und gleich alt sind. Auch gehören dort nur standortgerechte Bäume hin.“
Außerdem, so betont Klar, habe man eine Verkehrssicherungspflicht, die gerade an Straßen, Wanderwegen und in der Nähe von Häusern ernst genommen werden müsse. So gilt der erste Auftrag an die Truppe von Helmut Souillyee, nicht mehr standsichere Bäume zu entfernen.
Die zweite Aufgabe, der mit dem rund 180 000 Euro teuren „Prozessor“ nachgekommen wird, ist die Pflege des Bestandes. Auf rund 11,8 Hektar an der Münsterstraße heißt das Ziel „Verjüngung“. Die Hightech-Säge wird dafür bei 50 bis 60 Jahre alten Beständen an Bergahorn, japanischer Lärche, Roteiche, Birke, Esche und Pappel angesetzt. Rund 620 Festmeter Holz sollen so gefällt werden. „Keine Sorge, dabei entsteht keine kahle Fläche. Der Wald wird nur ausgelichtet und danach wieder aufgeforstet“, will Förster Klar möglichen Protesten zuvorkommen. Es handele sich schließlich um einen von Menschen gepflegten Kultur- und Erholungswald und nicht um einen sich selbst überlassenen Urwald.
Stärker an die Wurzel, oder besser an den Stamm, geht es den Pappelbeständen, deren Lebenszeit nach 50 Jahren beendet wird. Auf fünf Teilflächen wurden sie nach dem Krieg als schnell wachsender Ersatz für zerstörte Mischwälder gepflanzt. „Viele sind nicht mehr standsicher, und vor allen Dingen wollen wir wieder für eine gesunde Mischung sorgen“, erklärt Förster Klar. Auch an den Wanderwegen am Ewaldsee werden viele Pappeln in handliche Stämme verwandelt werden.
Ihr Holz und das Holz der anderen gefällten Bäume wird in verschiedenen Formen weiterverarbeitet. So werden Äste, Rinden und das Kleinholz gehäkselt, um später als Brennstoff in Bio-Kraftwerken zu dienen. Edlere Hölzer werden gern von der Möbelindustrie genommen. Das Fällen, Transportieren und Handeln nimmt dem Regionalverband der Holz-Unternehmer Helmut Souillyee ab, der dafür in einer Ausschreibung den Auftrag erhielt.
Für den RVR sind diese Fäll- und Pflege-Aktionen ein Nullsummen-Spiel, erklärt Matthias Klar: „Die Erlöse decken letztendlich die Pflegekosten des Waldes und die wieder nötigen Aufforstungen.“
Aufgeforstet wird, wenn das Wetter es zulässt, nach Ende der Fällarbeiten. Das wird dann voraussichtlich Anfang des nächsten Monats der Fall sein.