Gelsenkirchen.

So viel sei verraten: Auch in diesem Jahr hatte Oberbürgermeister Baranowski keine Chance und musste um 11.11 Uhr sein Büro räumen – Stadtprinzessin Martina II.. die Weiber und „Rathaus-Girls“ übernahmen die Macht. „Frankie“ sah dem jecken Treiben ein bisschen hilflos zu, war aber schnell versöhnt: Martina und ihr Gefolge hatten ihm einen Kuchen in Schloss-Form gebacken, verziert mit allerlei Zucker-Glitter.

Aus den Lautsprechern wummert „da simmer dabei“- die Teufel, Katzen, Clowns und Polizistinnen schunkeln sich schon mal warm. Eine andere Närrin trägt einen Pylonenhut: „Vorsicht, scharfer Feger“, wird darauf gewarnt. Sie steckt in einem unübersehbaren knallig-orangenen Straßenarbeiter-Outfit, geliehen von ihrem Mann. Nur das Namensschild hat sie vorsorglich abgeklebt.

Warnschunkeln und Eintanzen gehörte heute früh in der Markthalle Buer zur Narren-Pflicht. Foto: Thomas Schmidtke
Warnschunkeln und Eintanzen gehörte heute früh in der Markthalle Buer zur Narren-Pflicht. Foto: Thomas Schmidtke © WAZ FotoPool

In der ersten Etage des Rathaus-Altbaus tanzen und singen die „Rathaus-Girls“ vom Kehraus. Sie haben sich mit Putztüchern, Schwämmen und Stahlwollen aufgerüscht und fegen den OB aus dem Rathaus. Zur Melodie von „Das bisschen Haushalt“ singen sie fröhlich: „Die Räume säubern ist doch eine Freud’ - sagt mein Chef. Wir tun es nur für die eignen Leut’ - sagt mein Chef. Mit Meister Propper, Eimer und einem Wischmopp, blitzt jede Stube bald tiptop. Mit Mopp und Eimer gehen wir durchs Haus. Wischen und fegen alten Mief hinaus.“

Zum Feiern brauche sie keinen Mann

Das Gesicht von „Frankie“ Baranowski haben sie schließlich auf einen Meister-Propper-Körper montiert. Der nimmt an diesem Tag auch die Scherz von Frau Waschmaschineswki und den „Girls“ gelassen. „Ich hab ja versucht, es ihnen schwer zu machen und nicht einfach so klein beizugeben, aber als ich das Kuchen-Schloss gesehen habe, bin ich doch weich geworden.“ So ganz unwohl scheint ihm bei dem Gedanken dann doch nicht zu sein, dass in den nächsten Tagen die Narren das Sagen in der Stadt haben.

Elke Fleckhaus mag es lieber höfisch. Sie trägt ein alt-rosa-farbiges Kostüm, wie man es zu Zeiten der französischen Revolution getragen hat. „Ich bin zum ersten Mal beim Rathaussturm, eigentlich komm’ ich nämlich aus Marl“, erzählt die Närrin und freut sich auf eine ausgelassene Feier. Zu der haben sich auch dutzende junge Erwachsene der Gesamtschule Buer-Mitte eingefunden und verkürzen die Pause mit ein paar närrischen Hits.

Frank Baranowski kündigt vorsorglich an, dass ab 18 Uhr die Heizung im Rathaus abgestellt wird. Aber das ist den Frauen egal – da feiern sie ausgelassen im Festzelt auf der Königswiese weiter. Und „Frankie“, der soll es ihnen auf Knien danken, zum Feiern brauchen sie keinen Mann.