Gelsenkirchen. Das Geschäft mit den umstrittenen E-Zigaretten nebst Zubehör geht weiter – auch wenn die rechtliche Lage noch nicht ganz geklärt ist. Die Stadt Gelsenkirchen hält sich deshalb mit Kontrollen (noch) zurück - will aber aktiv werden, wenn sie weiß, wo es diese besonderen Glimmstängel gibt.
In einem Regal stehen rote Pumps –24,90 Euro das Paar. Oder eine Bluse, 15,90 Euro. Christine Röper verkauft alles, was „Charisma“ hat, so heißt nämlich ihr Second-Hand-Geschäft an der Ebertstraße. Neuerdings im Sortiment: E-Zigaretten. Das Geschäft mit den elektronischen Kippen und dem dazugehörigen Zubehör geht weiter – auch wenn die rechtliche Lage noch nicht ganz geklärt ist. Die Stadt Gelsenkirchen hält sich deshalb mit Kontrollen (noch) zurück, will aber aktiv werden, wenn sie weiß, wo es diese besonderen Glimmstängel gibt.
„Ich bin über einen Bekannten auf die Idee gekommen, die E-Zigarette anzubieten.“ Für Christine Röper ist es ein Zusatzgeschäft, genauso wie sie auch Pakete von „Hermes“ annimmt. Also informierte sie sich, kaufte die Flüssigkeiten, die in die Elektro-Zigarette gefüllt wird – unter anderem in den Geschmacksrichtungen Apfel, Cappuccino, Kokos – und verkaufte fortan E-Zigaretten. Allerdings laufe das Geschäft schleppend. Die Raucherin „dampft“ inzwischen auch mal eine E-Kippe. „Aber normale Zigaretten sind deutlich unkomplizierter“, findet sie. Sie versteht nicht, warum die E-Variante demnächst nur noch in der Apotheke erhältlich sein soll. „Dadurch wird sie nicht gesünder.“ Die Gelsenkirchenerin vermutet eher, dass die Regierung sich ärgere, weil sie an der E-Zigarette nicht so viel mitverdiene wie an den herkömmlichen Tabakwaren.
Regierung wolle mitverdienen
Klaus Holleischek hat sich vor zwei Jahren mit einem Tabakwaren-Geschäft selbstständig gemacht, führt neben normalen Zigaretten auch Zigarren und Pfeifen. „Wir haben eine treue Stammkundschaft“, sagt der selbst erklärte Genussraucher. Die dicken Zigarren gibt’s ab 1,35 Euro das Stück. Importware aus Kuba oder der Dominikanischen Republik ist teurer. „Die werden gerne zu besonderen Anlässen gekauft, zum Geburtstag oder zu Silvester“, weiß Holleischek.
Bis vor zwei Jahren arbeitete er als Angestellter in der Elektro-Branche, dann ging die Firma Pleite. Weil er nicht zu Hause sitzen wollte, übernahm er das Traditionsgeschäft „Herden“. „Wir hatten früher auch Alternativen zum Selberstopfen im Programm. Aber da hat sich die Besteuerung geändert, das ist für die Kunden nicht mehr so attraktiv.“ Und nun wolle die Regierung an der E-Zigarette mitverdienen. Auch er hat einige Modelle ins Sortiment aufgenommen. „Zu mir kommen Leute, die eine gute Beratung schätzen und die Zigarette nicht mal eben so kaufen wollen.“ Noch könne man nicht sagen, wie sich das Geschäft entwickeln wird.
Gegen Pläne der Politik
Die städtischen Amtsapotheker wurden jüngst zu einer Veranstaltung ins NRW-Gesundheitsministerium eingeladen. Wie die Kommunen mit den geplanten Kontrollen umgehen sollen, wurde dort nicht besprochen. „Wir warten ab und werden uns mit der Bezirksregierung abstimmen“, sagt Stadtsprecher Oliver Schäfer. So lange kann erst einmal weitergedampft werden – ganz gleich, ob klassisch oder mit Cappuccino-Geschmack.
„Wir haben noch nichts davon gehört, wie sich der Verkauf der E-Zigarette künftig gestalten soll“, erklärt Rainer Grummel, Sprecher der Apotheker in Gelsenkirchen. Zudem bezweifelt er, dass es sinnvoll ist, die Elektro-Geräte samt Flüssigkeiten in der Apotheke anzubieten. „Es ist die Frage, ob es zielführend ist, schließlich wollen wir die Menschen gesund machen.“ Bisher habe man schließlich Rauchentwöhnungspflaster verkauft. Derweil haben sich die E-Zigarettenhändler zu einem Verband zusammengeschlossen und wehren sich gegen die Pläne der Politik. „Falschaussagen hatten für eine Vielzahl von Händlern spürbare Umsatzrückgänge zur Folge“, moniert der Verband.