Gelsenkirchen.

Um die Künstlersiedlung Halfmannshof wurde in den letzten Monaten immer wieder kontrovers diskutiert. Wie berichtet, plant die Stadt, die über 80 Jahre alte Hofgemeinschaft in ein Kreativquartier umzuwandeln. Der Verein zur Rettung des Hofes hat dagegen bereits Klage eingereicht. Ab Samstag demonstrieren die Bewohner, dass es auf dem Hof auch noch um eines geht – um die Kunst.

Zum Auftakt der Kunstsaison 2012 startet der Halfmannshof mit einer Foto-Ausstellung. Vier Fotografen zeigen in über 60 Arbeiten ihre Sicht auf die Welt und ihren Umgang mit der Technik.

Dr. Ronald Stöcker, ein promovierter Naturwissenschaftler, macht sich die neue Technik zunutze. Er fotografiert digital und bearbeitet seine Aufnahmen am Computer spannend nach. Die Suche nach dem immer Neuen und Unbekannten, nach dem Bild hinter dem Bild, treibt diesen Künstler an. Der 58-jährige Essener, ein Kind der Essener Kunstakademie, sagt über sein Schafen: „Ich will in meinen Bildern Emotionen vermitteln.“ Auf dem Halfmannshof zeigt er Perspektiven auf die Industrielandschaft, arbeitet mit Schärfe und Unschärfe, hält Bewegungen fest, bearbeitet schwarz-weiße Fotos so, dass grafische und fast malerische Strukturen entstehen.

Blickwinkel

Felizitas Gemetz ist eine Fotografin aus Freiburg, die an einem wissenschaftlichen Forschungsinstitut arbeitet. Ihr fotografisches Schaffen setzt sich mit den Themen Technik und Kunst auseinander. In ihren Bildern drückt sie das Spannungsfeld zwischen beiden Bereichen aus, spürt aber auch der Schönheit und Ästhetik der Natur nach.

Fotograf Peter Fiele ist von Haus aus Jurist. Helmuth Kloth, Vorstand der Künstlersiedlung Halfmannshof und selbst Fotograf, schätzt an den Arbeiten von Fiele die hohe Sensibilität beim Erkennen und Umsetzen fotografischer Motive: „Er sieht und lebt in Bildern“. Fiele achtet auf kleinste Details, auf formale Strukturen, auf Farbelemente, spürt Linien in Natur und Architektur nach. So entstehen Aufnahmen von formvollendeten, gebauten Landschaften.

Region, Natur, Industrie

Thomas Büttner, 51 Jahre alter Fotograf aus Essen, ist der Vierte im Bunde. Seine fotografischen Vorbilder sind die großen Klassiker wie Henry Cartier-Bresson, Anselm Adams und neuerdings auch William Eggleston. Wie die anderen ausstellenden Künstler besuchte auch er die Freie Akademie der bildenden Künste in Essen-Kupferdreh.

Büttner setzt sich vor allem streng formal mit der Region, mit ihrer Natur und ihrer Industrielandschaft auseinander. So dokumentiert die Ausstellung Blicke auf die Region aus unterschiedlichen Blickwinkeln, in reizvollen Techniken umgesetzt, verfremdet, neu ausgelotet, akzentuiert.

Fotograf Helmut Kloth wird am Samstag zur Eröffnung eine Einführung in Vita und Schaffen der vier Künstler geben.