Gelsenkirchen.
„Dann mach mal einen Böll oder Grass aus mir.“ Sagte Manfred Paltian, Teilnehmer des Schreib-Workshops für Best Ager im Job-Club.
Aus ihm ist kein Böll oder Grass geworden, aber mit Hilfe des Künstlers und Autors Wolfgang Sternkopf steht jetzt ein echter Paltian im Buch „Viele brauchen Erfahrung, wir haben sie ... Gedanken 50 plus.“
Das Buch ist das Ergebnis einer äußerst kreativen Zusammenarbeit. Auf der einen Seite: Menschen ohne Arbeit jenseits der 50, die über das Integrationscenter in den Job-Club und in den Schreib-Workshop gekommen sind. Auf der anderen Seite: Tausendsassa Wolfgang Sternkopf. Der Gelsenkirchener ist Herausgeber des Buches, über dessen Entstehung er im Vorwort schreibt: „Als ich im September 2010 vor der Aufgabe stand, für einen Veranstaltungsvortrag den Gedanken „Wertschöpfung und Wertschätzung" zu entwickeln, ergaben sich bei meinen Vorbereitungen fast zwangsläufig Texte zum Thema 50 plus.“
Einladung zur Literatur
Neben Profi-Autoren und -Autorinnen wie Ulrich Breitbach, Josef Krug oder Eva von der Dunk sollten aber auch Menschen aus dem Best-Ager-Projekt zu Wort kommen. Projekt-Koordinator und Gafög-Geschäftsführer Dr. Stefan Lob war angetan. Und sagte noch vor kurzem über das jetzt vorliegende Buch: „Es ist ganz erstaunlich, was da in Bewegung geraten ist.“
Zum Beispiel bei Wolfgang Paltian, der mit dem Beitrag „Einladung zur Literatur“ verewigt ist. „... ich bin im Zeitdruck, muss um neun Uhr im Job-Club sein. Nein, keine neue Arbeit, irgendwas mit Literatur. Jau, dann bis später ...“ So ging es also los – für den 60-jährigen Nachwuchsschreiber.
Zu denen gehört auch Margitta Kirchhoff, die über die allein lebende 80-jährige Irene schreibt, die einsam, aber mit einem Lächeln im Schaukelstuhl sitzend stirbt. Oder Kurt Gawronski, der einen „Blick in den Spiegel“ wirft. „Endlich neue Gardinen für mein Wohnzimmer. Bei Empfang von Hartz IV ein langwieriges Sparen.“ Später beschreibt er einen Dialog mit seinem eigenen Spiegelbild. Und erzählt: „Seit 2009 bin ich in einer Maßnahme bei der Stadt. Best Ager – so wird das ironischerweise genannt – hat an meinem Tagesablauf gerüttelt.“ Er hat erlebt, was Best Ager anstrebt: Sinnhaftigkeit.