Gelsenkirchen.

Sie haben zwei Dinge gemeinsam: Sie sind im besten Alter – und sie haben keinen Job, leben von Hartz IV. Aus der ersten Gemeinsamkeit der Frauen und Männer ist der Projektname entstanden: Best Ager.

Aus Teil zwei und damit dem traurigen Part der Gemeinsamkeit wurde 2005 ein vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderter Beschäftigungspakt. Auch Gelsenkirchen – vertreten durch das Integrationscenter für Arbeit und die Gafög – hat sich seinerzeit auf den Weg gemacht, Arbeitslosen Perspektiven zu eröffnen. Das Beschäftigungsförderungsprojekt des Bundes räumt teilnehmenden Kommunen ein, eigene Schwerpunkte bei der Arbeitsvermittlung zu setzen.

Der regionale Beschäftigungspakt mit seinen elf Revierstädten unter Gelsenkirchener Federführung hat sich auf die Chancenverbesserung für Arbeitslose „50 plus“ spezialisiert. Mit dem Erfolg immerhin, dass allein in diesem Jahr 240 Leute in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse vermittelt werden konnten. Über 1800 Leute waren es im ganzen Ruhrgebiet.

Kurse und Seminare

Rund 3000 Frauen und Männer, die von SGB II-Unterstützung leben, wurden im gleichen Zeitraum vom Jobcenter in Gelsenkirchen dem Jobclub zugewiesen. „In den intensiven Aktivierungsprozess sind 1600 Menschen eingebunden“, berichten Gafög-Geschäftsführer Dr. Stefan Lob und Dirk Sußmann, stellvertretender Geschäftsführer des Jobcenters. „Wir müssen bei den Menschen Mut auf einen Perspektivwechsel wecken.“ Sußmann meint, dass dies im Beratungsgespräch an einem Schreibtisch im Jobcenter nicht unbedingt funktioniert. „Wir machen die Leute wieder stark. Sie müssen raus aus ihrem eingerichteten Arbeitslosenleben.“

Und das lernen die Best Ager räumlich losgelöst vom Jobcenter in Kursen und Seminaren oder bei Aktivierungsangeboten wie Bewegungstraining, Radfahren, Gehirnjogging oder Wassergymnastik. Wenn es an die Vermittlung in ein Beschäftigungsverhältnis am ersten Arbeitsmarkt geht, stehen den Arbeitssuchenden Jobscouts zur Seite. Auch hier spricht die Statistik Bände: „Leute aus dem Jobclub bekommen häufiger unbefristete Arbeitsverträge als die Leute, die über das Jobcenter vermittelt werden.“

Gezielte Werbung

Überwiegend klein- und mittelständische Betriebe gehören zum wachsenden Netzwerk der Partner auf Seiten der Arbeitgeber. Aus dem Fördertopf können zwar Eingliederungshilfen gezahlt werden, doch die mit 162 Unternehmen weitaus größere Zahl der Arbeitgeber hat darauf verzichtet.

Jetzt kommen die Best Ager auch auf einer ganz anderen Ebene richtig in Fahrt: Ein Jahr lang wirbt die Straßenbahnlinie 302 auf ihren Touren durch Gelsenkirchen für Arbeitnehmer 50 plus. Auch zehn Busse hat die Bogestra als Werbeträger zur Verfügung gestellt. Die Botschaft: Menschen im besten Alter sind starke Arbeitnehmer.

1,6 Millionen Euro Fördermittel

Aus dem 300 Millionen Euro starken Fördertopf fließen 11 Mio in den regionalen Beschäftigungspakt; 1,6 Millionen davon nach Gelsenkirchen. Zwei Tage vor Weihnachten kam der Bewilligungsbescheid für 2012 aus Berlin. Der Projektzeitraum läuft bis 2015. Danach soll dieses Förderinstrument in einen gesetzlichen Rahmen gegossen werden.